Freitag, 31. März 2017

Rückblick die 1. - Ein paar Rankings


Ich dachte mir so, dass ich zum Ende meiner Reise mal ein paar meiner Top 3 Erlebnisse zu verschiedenen Themen aufschreibe :-)
Mir sind ja doch einige Dinge passiert, die ich euch nicht vorenthalten will :-D

Also, viel Spaß beim Schmökern!
Dinge, die ich am meisten vermisst habe:
1. Gutes (regelmäßiges) vegetarisches Essen. Ich habe zwar ein paar Mal gut gegessen, aber das war eher die Ausnahme. Ansonsten bestand meine Ernährung hauptsächlich aus Spiegeleiern mit Pommes und Spanischem Omlett (= Eier und Kartoffeln, manchmal mit Zwiebeln)
2. Meine Katzen. Die Schmuseeinheiten fehlten mir sehr. Besonders abends im Bett. Ich war froh, wenn ich mal eine um mich hatte, aber das geschah ziemlich selten.
3. Weiche Frottee-Handtücher. Kling banal... Aber es ist wirklich so. Obwohl mein Handtuch aus ultraleichten Funktionsstoff auch recht weich ist, fühlt es sich auf der Haut längst nicht so angenehm an.

Meine liebsten Kleidungsstücke:
1. Mein zweites Paar Schuhe. Die Sommerlaufschuhe von ADIDAS haben mir oft genug den Tag gerettet! Die Schuhe wechseln zu können war dann eine Wohltat! Anders kann ich es nicht sagen! Bequeme Schuhe sind eines der wichtigsten Dinge beim Pilgern!
2. Meine Radler-Hose. Sie hat mich vor so manche wunde Stelle bewahrt! Wenn ich sie nicht getragen habe, habe ich gemerkt, dass es damit anfing.
3. Mein blauer Pullover aus Funktionsstoff. Er ist auf der Innenseite angeraut und damit etwas wärmer. Trotzdem wegen Material und Stoff extrem atmungsaktiv! Ich liebe ihn :-)

Meine liebsten (Ausrüstungs-) Gegenstände:
1.Mein Rucksackwagen. Klar, denn ohne ihn wäre die Pilgerreise für mich nicht denkbar gewesen!
2. Meine Trekkingstöcke. Sie verhinderten bei mir geschwollene Finger und so manchen Sturz! Prädikat sehr wertvoll! Ohne Stöcke würde ich persönlich nie wieder Wandern gehen.
3. Mein Heizkissen. Außer an zwei Tagen habe ich es immer gebraucht, weil mein Körper abends so kalt war. Ich bin wirklich froh, es mitgenommen zu haben!
 
Die schlimmsten Erlebnisse:

1. Die zwei Male, wo ich mitten in einem Schneesturm stand und nicht weiter wusste. Mir war in meinem Leben noch nie so kalt, als dort kurz vor La Faba und vor Melide! Dass ich jeweils ein Taxi genommen habe, bereue ich nicht!
2. Bettwanzen! Irgendwo zwischen Sarria und Melide muss ich mir Bettwanzen eingefangen haben! Das sind echt fiese Viecher! Beißen einem bei Nacht gleich mehrmals und das juckt dann wie blöde! Aber nicht sofort - sonst wüsste ich ja, woher ich die Wanzen hätte. Jedenfalls hielt ich sie zuerst für einen Teil meiner Sonnenallergie, weil die Pusteln nämlich genau so aussahen. 



Erst, als ich welche am Bauch und Beinen hatte, wo bei mir keine Sonne hinkommt, wurde ich stutzig und machte ein paar Nachforschungen. Ziemlich schnell stand dann fest: Es sind Bettwanzen! Super! Und die kann man auch noch so schlecht bekämpfen! Kurz und bündig beschloss ich, bei der nächsten Gelegenheit (in Arzúa) all meine Sachen zu waschen und durch den Trockner zu jagen. Hohe Temperaturen mögen die Viecher nämlich nicht. Hat anscheinend auch geklappt, denn seit dem kam kein Biss dazu. Allerdings hatte es mich da schon so 40-50x erwischt...


3. Vegetarische Paella. Nee, gibts nicht! In Arzúa hatte ich ein Restaurant gesehen, das draußen ziemlich eindeutig mit Paella mit Gemüse warb... Da wollte ich am Abend natürlich hin... Aber leider hatten die keine...Echt zum heulen! :-(

Die schönsten Momente:

1. Die vielen Male, bei denen mir klar wurde, wo ich bin und dass ich mir gerade meinen großen Traum erfülle. Das erste Mal hatte ich das ganz stark an dem Tag nach Triacastela, aber es passierte mir häufiger und natürlich auch, als ich Santiago erreichte!
2. Das Erreichen des höchsten Gipfels Alto de Poio und des 100 km Steins. Das waren Momente, die mich sehr stolz und glücklich machten!
3. Die Besuche in den kleinen Kirchen Santa María la Real in O Cebreiro und San Tirso in Palas de Rei hatten beide etwas besonderes für mich.

Die emotionalsten Momente bzw. die, die ich nicht vergessen werde:

1. Die Gespräche mit so vielen lieben Menschen. Es haben mich auf meinem Weg so viele Leute begleitet. Vielen davon habe ich von meiner Krankheit Lipödem erzählt und meinem Alltag damit. Alle waren beeindruckt über meinen Wunsch nach Santiago zu laufen und über meinen Mut,  meine Kraft und mein Durchhaltevermögen, dies zu verwirklichen. Auch wenn ich 5-6 Jahre dafür gebraucht habe!
Aus meinem Fotoalbum

2. Musste ich viel an einige Verstorbene denken, die mir nahe standen. Neben meiner beiden Freundinnen Mariam und Bettina sowie meinen Katzen Tyson und Lilly musste ich ganz besonders oft an meine Oma denken, die vorletztes Jahr gestorben ist. Sie hatte eine genau so große Freude am Reisen wie ich; bestimmt habe ich das von ihr geerbt. Ich würde zu gerne wissen, was sie von meiner Pilgerreise gehalten hätte, ob sie gerne mitgekommen wäre und ob sie mich unterstützt hätte... So viele Fragen...  Ich vermisse sie wirklich sehr! Das war mir vorher nicht bewusst.
3. Das Gefühl, wohl behütet und beschützt zu sein... Anders kann ich es nicht ausdrücken. Ich hoffe sehr, dass ich mir das erhalten kann!


Die besten Motivationshilfen um weiterzugehen...

Eigentlich sind das eher so ein paar kleine Sprüche, die ich mir immer wieder selbst gern sagte:
- wenn es bergauf geht, geht es auch irgendwann wieder bergab!
- bei schwierigen Wegen: Hey! Jeden Tag ein kleines Abenteuer!
- Jeder Tag ist ein neuer Tag! (Und damit eine neue Chance!)

Und etwas, das mir besonders bergauf gut geholfen hat: MUSIK auf die Ohren! Besonders gern habe ich Musicalmusik, Frank Turner und die Band Kick la Luna gehört. Wenn euch die nichts sagen, ist es nicht schlimm. Ich habe die Namen mit je einem Video auf youTube verlinkt, falls ihr mal reinhören wollt :-)

Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft:

Da gibt es so viele Momente... besonders lieb fand ich die jungen Männer, die meinen Wagen über den Bach getragen haben, der Einheimische, der am Wegesrand Getränke und Gebäck verteilte, die Besitzer/Angestellten von Herbergen, die mir Hilfe anboten, als ich krank war oder mir (fast immer) für meinen Wagen die Tür aufhielten, die zwei Männer, die ich kurz vor Sarria traf und die zwei Mal mein Rechnung zahlten... Und besonders die Wirtin in O Cebreiro, bei der ich wegen dem Wetter bleiben durfte, bis es taute.
Falls das jemand von euch hier lesen sollte: Noch einmal herzlichen DANK!

Was mich an Spanien am meisten überraschte:

1. Dass hier viel Dudelsack gespielt wird. Dass das hier zur Kultur dazu gehört, hätte ich nicht erwartet!
2. Dass es im März noch Schnee geben kann.
3. Dass Vegetarier hier "diskriminiert" werden. Nach gut, nicht direkt diskriminiert, aber man wird schon komisch angeguckt und es ist nicht leicht, gutes vegetarisches Essen zu bekommen!


Dinge, die ich nicht gebraucht habe bzw. die ich nicht wieder mitnehmen würde:

Das sind tatsächlich ein paar mehr als drei Stück, aber hier die drei Dinge, die ich das nächste Mal definitiv zu Hause lassen würde.
1. Ein S-Haken. Gut, der war dafür gedacht, mall den Rucksack ans Bett zu hängen oder für Wäsche. Aber ich glaube, solange ich nicht in der Hauptsaison gehe, kann ich den zu Hause lassen.
2. Meine zweite Ausstattung an Kompressionsbestrumpfung. Tja, die brauchte ich tatsächlich nicht...Wer hätte das gedacht?
3. Warme Stulpen für kaltes Wetter. Tja...Brauchte ich auch nicht. Dank Kompri hatte ich unterwegs nie wirklich so kalte Schenkel...Bzw habe ich dann eher die lange Unterhose angehabt.


Witzige Dinge, die mir passiert sind:

1. Mir sind beim Waschen zwei Mal die jeweiligen Partnerstrümpfe abhanden gekommen. Zwei Mal!!!! Zwei meiner Paare sind jetzt einsam. Bei den anderen (inkl. meiner Kompression) sind sie wieder da! Ich glaube, in Spanien fressen die Waschmaschinen besonders gern MEINE Socken ^^

2. Habe ich hier, vor allem mit den anderen Pilgern, so viel Englisch gesprochen, dass ich am Tag 15 anfing, in Englisch zu denken und manchmal sogar zu träumen!
3. Kam es mir oft so vor, als ob die Spanier teilweise schon wissen, was man so will und braucht. Verständigungsprobleme gab es zwar, aber ich konnte bisher alles regeln


Wichtige Erkenntnisse:

1. Dass es verschiedene Arten von Pilgern gibt. 
Manche scheinen den Weg eher als sportliche Herausforderung zu sehen, manche wollen etwas finden oder etwas loswerden. Andere wollen nur die Compostela (Urkunde) für die Bewerbungsmappe haben (in Spanien gibt es Arbeitgeber, die das verlangen oder es dafür zumindest Pluspunkte gibt) und andere gehen aus rein religiösen Gründen. 
Manche sind sehr schnell und schaffen viele Kilometer am Tag. Kaum jemand war so langsam wie ich (eigentlich nur Wendy aus Südafrika, die ich kurz hinter Melide traf), aber ich weiß nun, dass das wirklich egal ist. In meinem Poesiealbum steht ziemlich weit vorn folgender Spruch. Wie passend er doch ist...
"Der Langsamste, der sein Ziel nicht aus den Augen verliert, geht noch immer geschwinder, als jener, der ohne Ziel umherirrt." (Lessing)
2. Dass ich alles schaffen kann, wenn ich es will! Vielleicht muss ich dafür andere Wege und Möglichkeiten finden, als "normale" und vor allem gesunde Menschen, aber ich sollte nie wieder von vornherein an mich zweifeln!
3. Dass Gott überall ist und mich beschützt hat. Ich weiß es einfach! Ich danke ihm jeden Tag für diese Erfahrungen und Erlebnisse! Ich bin aus tiefstem Herzen dafür dankbar, diese Reise gemacht zu haben! Und ich bereue nichts!

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