Samstag, 30. April 2016

1. Wanderung: Merseburg nach Großkayna

Oh, wie aufgeregt ich war!

Nun hatte ich mich also entschlossen, meine erste Wanderung zu wagen. Es sollte von Merseburg auf der "Via Regia" losgehen. Vorsichtshalber hatte ich genau nachgeschaut, an welchen Stellen es Haltestellen oder Bahnhöfe im Öffentlichen Nahverkehr am Weg oder in der Nähe gab. Ich hatte also mehrere Optionen für mein Ziel: Das waren Beuna (etwas abseits), Frankleben oder Großkayna.
Überraschenderweise habe ich bei meiner ersten Wanderung tatsächlich die längste ausgesuchte Strecke bis nach Großkayna mit circa 12km geschafft!

Und das, obwohl ich auf circa der halben Strecke umgeknickt bin und eine kleinere - äh, größere^^ - Zwangspause einlegen musste: AUTSCH!

Beschreibung

Tag: Samstag, den 30.4 2016
Wetter: 9-14°C,trocken und sonnig
Weg am Gotthardteich
Ich startete gegen 11 Uhr in Merseburg am Bahnhof. Nach leichten Orientierungsproblemen ging ich Richtung Süden und erreichte schnell den Park am hinteren Gotthardteich. Ich überquerte eine Holzbrücke und folgte den Weg am Teich entlang - durch den Halbschatten der Bäume; dann weiter an der Geisel (Bach) entlang. Neben Schwänen und Enten sah und hörte ich viele Vögel. Nach einer Weile gabelt sich der Weg kurz nach einer kleinen Brücke über die Geisel, die hinüber zu einem Spielplatz führte. 

Dort fand ich endlich das erste Zeichen der hiesigen "Via Regia" an einem Baum: die gelbe Jakobsmuschel auf blauem Grund und vor zwei gekreuzten Stäben. Nun konnte ich endlich "der Muschel folgen"...


Die erste Muschel!





Mich nach links wendend, erreichte ich die Überquerung der B91 (Ampel) und betrat den Südpark. Hier war der Weg sehr gut ausgeschildert. Ich lief an Wildtiergehegen, Vogelvolieren und Schafweiden vorbei. Hier traf ich auch noch einige Leute, die den schönen Frühlingstag im Park verbrachten, besonders viele Familien. Die Wiesen waren voller Blumen 🌼  


Im Südpark
Am Ende des Südpark musste ich auf meine Karte schauen, da die Ausschilderung fehlte. Ich bog rechts ab - eine kleine Böschung hinunter und über eine kleine Brücke. Dahinter fand ich wieder eine Muschel, die mich nach links auf einen Pfad entlang des Klyegrabens verwies. Nach ein wenig Unsicherheit, wo es dann nun weitergeht, folgte ich dem Pfad in südwestlicher Richtung. An einer Abzweigung fand ich auch die Muschel, war mir aber zuerst nicht sicher welche Richtung sie wies. Ich bog rechts ab und stellte eine Weile später fest, dass ich richtig lag! Der Pfad führte kurz auf die Rudolf-Bahro-Straße und zweigte dann wieder links in den Wald ab. 
Langsam folgte ich dem Pfad, der mir diese letzte Muschel gewiesen hatte, lief durch lichter werdenden Wald und kam auf schmalem Pfad zu einer schönen Lichtung. Gegen 12:30 Uhr machte ich dort eine Mittagspause. Währenddessen beobachtete ich Insekten und lauschte den Vögeln. Es war so schön warm und sonnig, dass ich vorsichtshalber Sonnenschutz auftrug. 
Kurze Zeit später überquerte ich die Landstraße, die nach Zscherben verläuft. Die Muschel wies mir den Weg zu einem gut ausgebauten Feldweg. Neben ein paar Radfahrern traf ich auch auf zwei Traktoren. Dieses Stück war vier belebter, als die Wege am Klyegraben, wo ich niemandem begegnete. Der Straße nach Südwesten folgend, sah ich ein paar große Bäume in voller Blüte und genoss den Weitblick ringsum auf die Dörfer. 
Nachdem ich an einem landwirtschaftlichen Betrieb vorbei gelaufen war, folgte ich dem Weg weiter über eine Kreuzung. Auf der linken Seite entdeckte ich einige Pferde. 
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Autsch!
Nachdem ich dort ein bisschen am Koppelzaun geschaut hatte und weiterlaufen wollte, passierte es: Ich knickte mit meinen rechten Fuß an der Böschung um! Es folgte eine Zwangspause am Feldrand. Gut, dass ich Mobilat dabei hatte! Nachdem ich mir dann doch eine Schmerztablette gegönnt hatte, ging es weiter. 
Ich entschloss mich dazu, erst einmal bis Frankleben zu laufen, wo es einen Bahnhof und Bushaltestellen gibt. Und dann dort zu entscheiden, ob ich noch weiter gehe oder nicht. Ich überquerte die Autobahn A38 und bog danach links nach Reipisch ein: ein kleines Dorf mit ganz vielen Hühnern, Gänsen und so weiter. Auch ein paar Ponys habe ich gesehen. Was mich aber an diesen Örtchen besonders überraschte, war, dass ich von einem Mann angesprochen wurde. Er fragte mich ob ich auf dem Pilgerweg sei und bot mir eine Rast und etwas zu trinken an. Ich müsste nur im Gemeindehaus vorbeischauen, sagte er. Ich fand das wirklich lieb, lehnte aber dankend ab, weil ich ja erst kurz vorher gerastet hatte. 
Später fragte ich mich, ob es so offensichtlich war, dass ich als Pilger unterwegs war. 
In der Gartenanlage bei Frankleben
Nachdem ich im Ort rechts herum Richtung Frankleben abbog, und einen kurzen Feldweg folgte, führte mich die Muschel links in eine Kleingartensparte. Der Weg führte mich wieder zurück zur Geisel, die dann links von mir lag. Am Ende der Kleingärten traf ich auf eine kleine Gruppe Reiter, mit denen ich ein kleines Stückchen lief. Immer gerade aus dem Pfad folgend, hatte ich ein wenig Probleme, eine Muschel zu finden. 
Und dann fand ich mich unverhofft auf einem Reiterhof wieder. Ein wenig verwirrt, suchte ich direkt den Ausgang und als ich durch das Tor trat, sah ich auch auf der anderen Straßenseite wieder einen Wegweiser. 
Im Ort war einiges los! Dank des guten Wetters und der Eisdiele schien halb Frankleben auf den Beinen zu sein! Ich machte dort auch eine kleine Rast und gönnte mir zwei Kugeln Eis, die sehr lecker waren. Dabei entlastete ich meinen Fuß ein bisschen. Er machte mir doch weniger Probleme, als ich dachte und ich beschloss deshalb, das letzte Stück bis Großkayna zu laufen. 
Von dort aus waren es nur etwas mehr als 3 km, von meinem Unfallort waren es jedoch schon 5,5 km. 
Auf dem folgenden Weg von Frankleben nach Großkayna überquerte ich eine Eisenbahnbrücke, von der ich einen tollen Ausblick auf den Runstedter See hatte. An der Landstraße L178 bog ich nach der Ampel rechts ab und folgte dem Weg in der Nähe des Sees entlang. Kurz vor Großkayna verließ ich den Jakobsweg und lief bis zur Haltestelle, von wo aus ich mich mit dem Bus auf den Heimweg machte. Es war so circa 16:30 Uhr. 
Zu Hause angekommen, war ich sehr geschafft, aber stolz auf die gelaufenen 12 Kilometer. Ich bin komplett in Kompression gelaufen, was wohl auch gut war!
Resümee meiner ersten Tour
Ich muss meine Packliste noch ein bisschen ausbauen. Das nächste Mal werde ich eine Elastikbinde mitnehmen, falls ich noch mal umknicke. Außerdem eine kleine Tüte für Müll und Blasenpflaster.
Was mich überraschte war, dass die 12 km für mich absolut machbar waren. Ich habe sehr die Stille und die Menschenleere genossen, während ich auf dem Weg war.


Album



Via Regia: Merseburg - Großkayna

Montag, 11. April 2016

Wie alles begann ...

Vor vier bis fünf Jahren keimte in mir zum ersten Mal der Wunsch auf, den Jakobsweg zu gehen, doch eigentlich muss ich noch viel mehr in die Vergangenheit schauen...

2010 - ein schlimmes Jahr für mich. Nach einem schweren Skiunfall im März, musste ich zwei Operationen an meinem linken Knie und eine Menge Physiotherapie über mich ergehen lassen. Ich war über fünf Monate auf Krücken unterwegs und lange auf Hilfe angewiesen. Zudem erfuhr ich, dass ich an der schmerzhaften Fettverteilungsstörung Lipödem leide. Diese Diagnose erklärte einiges, aber vor allem machte sie mir Angst!

Hinzu kam, dass meine damalige Beziehung unter der ganzen Situation litt. Ich war sehr unglücklich und depressiv - wie mein Freund übrigens auch. Obwohl ich ihn noch sehr liebte, beschloss ich im Juni 2010 dem Ganzen ein Ende zu setzen. Nach einem langen und tränenreichen Gespräch trennen wir uns "einvernehmlich".
Durch einen Zufall bekam mein Leben 2011 wieder einen Aufschwung: jemand aus meinem Freundeskreis schenkte mir ein paar CDs von Robert Betz (Seminarleiter, Coach, Psychologe). Mit diesen CDs, und später auch einem Buch, konnte ich meinen Liebeskummer in den Griff bekommen. Mein Interesse an spirituellen Themen war geweckt. In diesem Zusammenhang stieß ich auch auf den Jakobsweg, der für mich immer die Bedeutung einer sehr persönlichen Reise haben wird: nicht nur einfach eine "Wanderung" nach Santiago de Compostela zum Grab des Jakobus, sondern auch eine zutiefst persönliche, innere Reise und Selbsterfahrung an deren Ende... Ja. Was steht eigentlich an diesem Ende?

Das frage ich mich nun seit vielen Jahren und das ist auch einer der Gründe, warum ich diesen Weg gehen will.
Ich möchte es herausfinden. Ich möchte es selbst erfahren. Und ich möchte mich selbst besser kennenlernen.
Bisher haben mich meine ganzen gesundheitlichen Probleme davon abgehalten, mir diesen Traum zu erfüllen. Doch wie es weiter geht, könnt ihr hier in meinem Blog lesen :-)