Dienstag, 31. Dezember 2019

Heilungsbericht #2 zur 6. Liposuktion: von einem Serom, Verhärtungen und Schwellungen

40 Tage post-OP

Hallo meine Lieben,

hier nun mein nächster Heilungsbericht nach circa siebeneinhalb Wochen.

Aber zuerst noch eine kurze Zusammenfassung zu meiner letzten Operation: 
Es war meine sechste Liposuktion, bei der insgesamt 5,5 Liter Lipödem-Fett abgesaugt wurden. Davon jeweils 2,45 Liter pro Unterschenkel und den Rest an den Unterarmen.

Ich wusste ja schon vor dieser Operation, dass die Unterschenkel-Liposuktion bei vielen Betroffenen die meisten Probleme bereitet. Natürlich kann man vorher nie sagen, wie das individuell sein wird, aber ich sage mal so: Ich war vorgewarnt! Aber trotzdem war es eine harte Zeit. Die härteste für mich bisher!
Neben den Kreislaufproblemen, die ich schon in meinem ersten Heilungsbericht beschrieben habe, hatte ich auch noch verhältnismäßig lange mit Schwellungen und Verhärtungen zu tun. Außerdem hatte ich das erste Mal ein Serom und eine Wundheilungsstörung.

Ein Serom ist ein Hohlraum im Wundbereich, in dem sich Blut, Serum oder Lymphe ansammeln. 
Das kann bei Liposuktionen schnell passieren, da durch die Absaugung des Lipödem-Fettes die Hautschichten voneinander getrennt werden und dadurch Hohlräume entstehen. Deshalb ist es wichtig, nach den Operationen gewickelt zu werden oder Kompressionsbekleidung zu tragen. So wird die Haut wieder angepresst und kann gut verwachsen. Nur leider gibt es keine Garantie, dass das immer problemlos klappt und dieses Mal hat es eben mich erwischt: 

Serom: stehend und Bein nach oben gestreckt

Am neunten Tag post-OP fiel mir zum ersten Mal die Beule mit der Flüssigkeitsansammlung an meinem Unterschenkel auf. Die Beule hatte etwa die Größe einer Computer-Maus und ich konnte die freie Flüssigkeit darin sehr leicht hin- und herdrücken. Auch auf die Schwerkraft reagierte sie (siehe oben). Schmerzen hatte ich dabei allerdings keine und die Stelle war auch nicht heiß. Es war nur irgendwie unangenehm, weil die Haut so spannte. 
Weil ich mir trotzdem Sorgen machte und mich sowieso bei meinem Chirurgen melden sollte, schrieb ich Herrn Dr. Cetegen eine Mail mit aktuellen Fotos und fügte auch ein kurzes Video von der Flüssigkeitsansammlung bei. Hier habe ich euch auch das Video eingefügt:


Ich bekam noch am selben Tag eine Antwort und sollte baldmöglichst vorbeikommen. Schon am nächsten Tag fuhr ich nach Kassel ins DRK-Krankenhaus. Dort stellte sich heraus, dass es sich um ein Serom handelte. Herr Dr. Cetegen musste die Stelle punktieren. Das heißt, dass mit einer Kanüle die freie Flüssigkeit abgezogen wird. Die Prozedur war unangenehm, aber nachdem die Flüssigkeit weg war, war das unangenehme Spannungsgefühl verschwunden.  Dr. Cetegen nutzte meinen Besuch dann noch, um die Wunden zu kontrollieren. Wenigstens war da alles in Ordnung. Wegen des Seroms bekam ich für die nächsten fünf Tage ein Antibiotikum verschrieben.

In den darauffolgenden Tagen machte ich mir viele Gedanken, weil ich nicht viel über diese Komplikation wusste und ich eigentlich bald zu einer Rehabilitationsmaßnahme fahren sollte. Ich hatte in Kassel nur nachgefragt, ob ich Schwimmen gehen dürfte, weil ich das eigentlich in ein paar Tagen tun wollte: Ich durfte nicht bis zur Abheilung. Das war schlecht, denn ich wollte bei der Reha besonders viel Sport im Wasser machen, weil ich ja durch die Lipödeme immer noch bei den meisten Sportarten Schmerzen habe und nur im Wasser annähernd schmerzfrei bin. Eventuell würde ich wegen des Seroms sogar die Reha verschieben müssen.
Am Wochenende, ein paar Tage später, musste ich mir eingestehen, dass das eine Mal Punktieren nicht ausgereicht hatte. Der Hohlraum war wieder vollgelaufen und ich musste mich um einen Termin bei einem ortsansässigen Chirurgen kümmern. Ich hätte auch nach Kassel fahren können, hatte aber wegen der langen Strecke abgesprochen, dass ich dann zu einem Chirurgen in meiner Nähe gehen sollte. Nun will ich euch nicht mit meiner ganzen Ärzte-Odyssee langweilen, aber nachdem ich in zwei Krankenhäusern abgewimmelt wurde (obwohl ich vorher wegen der Zuständigkeit telefonisch beim Bereitschaftsdienst der Krankenkassen nachgefragt hatte), landete ich einen Tag später doch bei einer offenen Sprechstunde eines Chirurgen in Braunschweig. Der punktierte noch einmal das Serom, erklärte mir aber, dass er kein weiteres Mal empfehlen würde, weil diese Behandlung eine Eintrittspforte für Bakterien und Keime sei und damit noch viel mehr Komplikationen machen könnte. Nach dem Punktieren bekam ich über meine Kompression einen Druckverband. Das Antibiotikum sollte ich außerdem noch etwas länger nehmen.

Zurückblickend wurde es nach diesem Arztbesuch zunehmend besser und ich brauchte auch kein drittes Mal zum Punktieren. Aber ich machte mir zu dieser Zeit immer noch viele Gedanken und auch Sorgen. Die konnte mir erst ein paar Tage später meine Freundin Ute nehmen. Sie hat auch Lipödeme und hatte nach ihren Liposuktionen schon mehrfach mit Seromen zu tun - kennt sich also gut damit aus und wurde auch viel öfters punktiert als ich. Nach unserem Telefonat war ich etwas beruhigter. Ich wusste jetzt, dass mein Serom kein sehr großes Exemplar war und mit ein wenig Glück nun von selbst abheilen würde. Dafür sprach vor allem, dass die Flüssigkeitsmenge vom ersten zum zweiten Mal Punktieren von 100 auf 80 Millliter abgenommen hatte und sich die Farbe der abgezogene Flüssigkeit von dunkelrot (also mit Blut-Anteil) zu milchig-gelb (nur Lymphflüssigkeit) geändert hatte. Leider konnte mir niemand sagen, wielange die Heilung dauern würde, weil dies sehr unterschiedlich ist.

Außerdem hatte ich zusätzlich zum Serom noch eine oberflächliche Wunde an derselben Stelle, die von einer Pflasterallergie stammt. Beim Abziehen eines Pflasters löste sich die erste Hautschicht mit ab. Bei einer der Arm-Liposuktionen hatte ich so etwas schon einmal. Manchmal blutet es auch, so wie dieses Mal. Die Wunde an meinem Unterschenkel war etwa so groß wie eine Briefmarke. Bis diese auch verheilt war, durfte ich natürlich nicht Schwimmen oder Baden gehen. Also musste ich mich einmal mehr in Geduld üben.

Schwellungsbereich
gewickelt
In den darauffolgenden Tagen wickelte ich weiter den Unterschenkel mit dem Serom und merkte schnell, dass meine Schwellungen in diesem Bein zurückgingen. Vorher hatte ich immer im Bereich der unteren Unterschenkel - zwischen den Knöcheln und dem Beginn meiner Caprihose - eine stärkere Schwellung (siehe Bild rechts). Ich beschloss, den anderen Unterschenkel auch zu Winkeln. Allerdings nur tagsüber, da mir die Kompressionsbestrumpfung plus die Wickel viel zu warm zum Schlafen waren.

Die Wunde versorgte ich in den folgenden Tagen nur mit Hautdesinfektion und polsterte die Stelle ein wenig unter der Kompression ab. An Pflaster war ja wegen der Pflasterallergie nicht zu denken.

Durch das Wickeln der Unterschenkel wurden meine Schwellungen sehr schnell besser. Eigentlich logisch, wenn man bedenkt, dass mir meine Kompressions-Kniestrümpfe nach der Liposuktion viel zu weit waren und damit die Kompressionswirkung kaum noch vorhanden war. Das konnten die Wickel ausgleichen und die eingelagerte Lymphflüssigkeit konnte nun abtransportiert werden. Auch meine Füße profitierten vom Wickeln und wurden schmaler.
Ich habe meine Unterschenkel im Endeffekt circa zweieinhalb Wochen jeden Tag gewickelt. Mittlerweile sind sie komplett abgeschwollen und auch das Serom ist verheilt. Nur meine Füße und Knöchel schwellen manchmal noch etwas an.
Meine neue BAUERFEIND-Kompression

Die Wunde durch die Pflasterallergie brauchte etwa zwei Wochen, bis sie abgeheilt war. 

Womit ich dieses Mal sehr lange Probleme habe, sind Verhärtungen.
Meine Unterschenkel waren bis vor Kurzem so hart, als hätte ich Holzbeine - also komplett verhärtet vom Knöchel bis zum Knie! Das wird erst seit etwa eineinhalb Wochen merklich besser. Wahrscheinlich liegt das an zwei Faktoren, die beide etwa zeitgleich starteten: Erstens habe ich eine neue Kompressionsbestrumpfung (dieses Mal von BAUERFEIND) bekommen und zweitens darf ich wieder Sport machen. Seit dem übe ich fast täglich ein wenig Yoga und steigere mich langsam. Die zusätzliche Bewegung scheint doch sehr wichtig zu sein. Ich habe jetzt nur noch ein paar wenige verhärtete Stellen im Bereich der Knie und der Knöchel.

Meine Rehabilitationsmaßnahme musste ich übrigens tatsächlich verschieben. 
Und es war wohl auch besser so, weil ich dieses Mal noch nicht so fit war, wie ich es sonst nach den Operationen immer war. Ich hatte lange Zeit Probleme mit dem Kreislauf und war sehr schnell stark erschöpft. Mehr als kleine Spaziergänge waren bis vor Kurzem noch nicht möglich. Normalerweise brauche ich nur circa zweieinhalb bis drei Wochen bis ich wieder einigermaßen fit bin, aber dieses Mal brauchte ich circa fünfeinhalb bis sechs Wochen zur Erholung. Man muss sich wirklich in Geduld üben, wenn man sich solche Operationen unterzieht. Ich ziehe vor jeder Frau den Hut, die das allein und ohne jegliche Unterstützung (z.B. von der Familie) durchzieht. Vor allem, wenn sie sogar noch alleinerziehend sein sollte. Ich bin wirklich sehr froh, dass sich meine Mum nach den Liposuktionen immer eine Weile um mich kümmert! 
Vergleich

Mittlerweile bin ich auch sehr zufrieden mit dem Ergebnis der Unterschenkel-Liposuktion.
Wie immer gibt es ganz unten eine Bildergalerie - auch von den Armen.

Zum Schluss noch ein paar Worte zu meinen Unterarmen, die ja auch operiert wurden:
Nachdem die Schwellungen in den Händen weg waren, waren auch die Unterarme fast abgeschwollen. Sie waren kaum verhärtet und ich habe jetzt auch nur noch ein paar wenige Stellen, die leicht verhärtet sind. Da ist also alles soweit in Ordnung.

Wie immer könnt ihr mir gern Fragen stellen. Entweder per Mail oder über meine Facebook-Seite.
Ich wünsche euch außerdem einen guten Rutsch ins Jahr 2020!

Liebe Grüße und bis bald,
eure Nadine

Fotos der Beine

(zum Vergrößern draufklicken)
vor den Liposuktionen vor der 6. OP 5 Tage nach OP 12 Tage nach OP 40 Tage nach OP



Fotos der Arme

(zum Vergrößern draufklicken)


Datum/
Zeit nach OP
vorn hinten
14.09.2018
(vor OP)


03.11.2019
(vor 3. 
Arm-OP)


13.11.2019
(5 Tage 
nach  
3. Arm-OP)


20.11.2019
(12 Tage nach 3. Arm-OP)


18.12.2019

(40 Tage nach 3. Arm-OP)