Freitag, 31. März 2017

Rückblick die 1. - Ein paar Rankings


Ich dachte mir so, dass ich zum Ende meiner Reise mal ein paar meiner Top 3 Erlebnisse zu verschiedenen Themen aufschreibe :-)
Mir sind ja doch einige Dinge passiert, die ich euch nicht vorenthalten will :-D

Also, viel Spaß beim Schmökern!
Dinge, die ich am meisten vermisst habe:
1. Gutes (regelmäßiges) vegetarisches Essen. Ich habe zwar ein paar Mal gut gegessen, aber das war eher die Ausnahme. Ansonsten bestand meine Ernährung hauptsächlich aus Spiegeleiern mit Pommes und Spanischem Omlett (= Eier und Kartoffeln, manchmal mit Zwiebeln)
2. Meine Katzen. Die Schmuseeinheiten fehlten mir sehr. Besonders abends im Bett. Ich war froh, wenn ich mal eine um mich hatte, aber das geschah ziemlich selten.
3. Weiche Frottee-Handtücher. Kling banal... Aber es ist wirklich so. Obwohl mein Handtuch aus ultraleichten Funktionsstoff auch recht weich ist, fühlt es sich auf der Haut längst nicht so angenehm an.

Meine liebsten Kleidungsstücke:
1. Mein zweites Paar Schuhe. Die Sommerlaufschuhe von ADIDAS haben mir oft genug den Tag gerettet! Die Schuhe wechseln zu können war dann eine Wohltat! Anders kann ich es nicht sagen! Bequeme Schuhe sind eines der wichtigsten Dinge beim Pilgern!
2. Meine Radler-Hose. Sie hat mich vor so manche wunde Stelle bewahrt! Wenn ich sie nicht getragen habe, habe ich gemerkt, dass es damit anfing.
3. Mein blauer Pullover aus Funktionsstoff. Er ist auf der Innenseite angeraut und damit etwas wärmer. Trotzdem wegen Material und Stoff extrem atmungsaktiv! Ich liebe ihn :-)

Meine liebsten (Ausrüstungs-) Gegenstände:
1.Mein Rucksackwagen. Klar, denn ohne ihn wäre die Pilgerreise für mich nicht denkbar gewesen!
2. Meine Trekkingstöcke. Sie verhinderten bei mir geschwollene Finger und so manchen Sturz! Prädikat sehr wertvoll! Ohne Stöcke würde ich persönlich nie wieder Wandern gehen.
3. Mein Heizkissen. Außer an zwei Tagen habe ich es immer gebraucht, weil mein Körper abends so kalt war. Ich bin wirklich froh, es mitgenommen zu haben!
 
Die schlimmsten Erlebnisse:

1. Die zwei Male, wo ich mitten in einem Schneesturm stand und nicht weiter wusste. Mir war in meinem Leben noch nie so kalt, als dort kurz vor La Faba und vor Melide! Dass ich jeweils ein Taxi genommen habe, bereue ich nicht!
2. Bettwanzen! Irgendwo zwischen Sarria und Melide muss ich mir Bettwanzen eingefangen haben! Das sind echt fiese Viecher! Beißen einem bei Nacht gleich mehrmals und das juckt dann wie blöde! Aber nicht sofort - sonst wüsste ich ja, woher ich die Wanzen hätte. Jedenfalls hielt ich sie zuerst für einen Teil meiner Sonnenallergie, weil die Pusteln nämlich genau so aussahen. 



Erst, als ich welche am Bauch und Beinen hatte, wo bei mir keine Sonne hinkommt, wurde ich stutzig und machte ein paar Nachforschungen. Ziemlich schnell stand dann fest: Es sind Bettwanzen! Super! Und die kann man auch noch so schlecht bekämpfen! Kurz und bündig beschloss ich, bei der nächsten Gelegenheit (in Arzúa) all meine Sachen zu waschen und durch den Trockner zu jagen. Hohe Temperaturen mögen die Viecher nämlich nicht. Hat anscheinend auch geklappt, denn seit dem kam kein Biss dazu. Allerdings hatte es mich da schon so 40-50x erwischt...


3. Vegetarische Paella. Nee, gibts nicht! In Arzúa hatte ich ein Restaurant gesehen, das draußen ziemlich eindeutig mit Paella mit Gemüse warb... Da wollte ich am Abend natürlich hin... Aber leider hatten die keine...Echt zum heulen! :-(

Die schönsten Momente:

1. Die vielen Male, bei denen mir klar wurde, wo ich bin und dass ich mir gerade meinen großen Traum erfülle. Das erste Mal hatte ich das ganz stark an dem Tag nach Triacastela, aber es passierte mir häufiger und natürlich auch, als ich Santiago erreichte!
2. Das Erreichen des höchsten Gipfels Alto de Poio und des 100 km Steins. Das waren Momente, die mich sehr stolz und glücklich machten!
3. Die Besuche in den kleinen Kirchen Santa María la Real in O Cebreiro und San Tirso in Palas de Rei hatten beide etwas besonderes für mich.

Die emotionalsten Momente bzw. die, die ich nicht vergessen werde:

1. Die Gespräche mit so vielen lieben Menschen. Es haben mich auf meinem Weg so viele Leute begleitet. Vielen davon habe ich von meiner Krankheit Lipödem erzählt und meinem Alltag damit. Alle waren beeindruckt über meinen Wunsch nach Santiago zu laufen und über meinen Mut,  meine Kraft und mein Durchhaltevermögen, dies zu verwirklichen. Auch wenn ich 5-6 Jahre dafür gebraucht habe!
Aus meinem Fotoalbum

2. Musste ich viel an einige Verstorbene denken, die mir nahe standen. Neben meiner beiden Freundinnen Mariam und Bettina sowie meinen Katzen Tyson und Lilly musste ich ganz besonders oft an meine Oma denken, die vorletztes Jahr gestorben ist. Sie hatte eine genau so große Freude am Reisen wie ich; bestimmt habe ich das von ihr geerbt. Ich würde zu gerne wissen, was sie von meiner Pilgerreise gehalten hätte, ob sie gerne mitgekommen wäre und ob sie mich unterstützt hätte... So viele Fragen...  Ich vermisse sie wirklich sehr! Das war mir vorher nicht bewusst.
3. Das Gefühl, wohl behütet und beschützt zu sein... Anders kann ich es nicht ausdrücken. Ich hoffe sehr, dass ich mir das erhalten kann!


Die besten Motivationshilfen um weiterzugehen...

Eigentlich sind das eher so ein paar kleine Sprüche, die ich mir immer wieder selbst gern sagte:
- wenn es bergauf geht, geht es auch irgendwann wieder bergab!
- bei schwierigen Wegen: Hey! Jeden Tag ein kleines Abenteuer!
- Jeder Tag ist ein neuer Tag! (Und damit eine neue Chance!)

Und etwas, das mir besonders bergauf gut geholfen hat: MUSIK auf die Ohren! Besonders gern habe ich Musicalmusik, Frank Turner und die Band Kick la Luna gehört. Wenn euch die nichts sagen, ist es nicht schlimm. Ich habe die Namen mit je einem Video auf youTube verlinkt, falls ihr mal reinhören wollt :-)

Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft:

Da gibt es so viele Momente... besonders lieb fand ich die jungen Männer, die meinen Wagen über den Bach getragen haben, der Einheimische, der am Wegesrand Getränke und Gebäck verteilte, die Besitzer/Angestellten von Herbergen, die mir Hilfe anboten, als ich krank war oder mir (fast immer) für meinen Wagen die Tür aufhielten, die zwei Männer, die ich kurz vor Sarria traf und die zwei Mal mein Rechnung zahlten... Und besonders die Wirtin in O Cebreiro, bei der ich wegen dem Wetter bleiben durfte, bis es taute.
Falls das jemand von euch hier lesen sollte: Noch einmal herzlichen DANK!

Was mich an Spanien am meisten überraschte:

1. Dass hier viel Dudelsack gespielt wird. Dass das hier zur Kultur dazu gehört, hätte ich nicht erwartet!
2. Dass es im März noch Schnee geben kann.
3. Dass Vegetarier hier "diskriminiert" werden. Nach gut, nicht direkt diskriminiert, aber man wird schon komisch angeguckt und es ist nicht leicht, gutes vegetarisches Essen zu bekommen!


Dinge, die ich nicht gebraucht habe bzw. die ich nicht wieder mitnehmen würde:

Das sind tatsächlich ein paar mehr als drei Stück, aber hier die drei Dinge, die ich das nächste Mal definitiv zu Hause lassen würde.
1. Ein S-Haken. Gut, der war dafür gedacht, mall den Rucksack ans Bett zu hängen oder für Wäsche. Aber ich glaube, solange ich nicht in der Hauptsaison gehe, kann ich den zu Hause lassen.
2. Meine zweite Ausstattung an Kompressionsbestrumpfung. Tja, die brauchte ich tatsächlich nicht...Wer hätte das gedacht?
3. Warme Stulpen für kaltes Wetter. Tja...Brauchte ich auch nicht. Dank Kompri hatte ich unterwegs nie wirklich so kalte Schenkel...Bzw habe ich dann eher die lange Unterhose angehabt.


Witzige Dinge, die mir passiert sind:

1. Mir sind beim Waschen zwei Mal die jeweiligen Partnerstrümpfe abhanden gekommen. Zwei Mal!!!! Zwei meiner Paare sind jetzt einsam. Bei den anderen (inkl. meiner Kompression) sind sie wieder da! Ich glaube, in Spanien fressen die Waschmaschinen besonders gern MEINE Socken ^^

2. Habe ich hier, vor allem mit den anderen Pilgern, so viel Englisch gesprochen, dass ich am Tag 15 anfing, in Englisch zu denken und manchmal sogar zu träumen!
3. Kam es mir oft so vor, als ob die Spanier teilweise schon wissen, was man so will und braucht. Verständigungsprobleme gab es zwar, aber ich konnte bisher alles regeln


Wichtige Erkenntnisse:

1. Dass es verschiedene Arten von Pilgern gibt. 
Manche scheinen den Weg eher als sportliche Herausforderung zu sehen, manche wollen etwas finden oder etwas loswerden. Andere wollen nur die Compostela (Urkunde) für die Bewerbungsmappe haben (in Spanien gibt es Arbeitgeber, die das verlangen oder es dafür zumindest Pluspunkte gibt) und andere gehen aus rein religiösen Gründen. 
Manche sind sehr schnell und schaffen viele Kilometer am Tag. Kaum jemand war so langsam wie ich (eigentlich nur Wendy aus Südafrika, die ich kurz hinter Melide traf), aber ich weiß nun, dass das wirklich egal ist. In meinem Poesiealbum steht ziemlich weit vorn folgender Spruch. Wie passend er doch ist...
"Der Langsamste, der sein Ziel nicht aus den Augen verliert, geht noch immer geschwinder, als jener, der ohne Ziel umherirrt." (Lessing)
2. Dass ich alles schaffen kann, wenn ich es will! Vielleicht muss ich dafür andere Wege und Möglichkeiten finden, als "normale" und vor allem gesunde Menschen, aber ich sollte nie wieder von vornherein an mich zweifeln!
3. Dass Gott überall ist und mich beschützt hat. Ich weiß es einfach! Ich danke ihm jeden Tag für diese Erfahrungen und Erlebnisse! Ich bin aus tiefstem Herzen dafür dankbar, diese Reise gemacht zu haben! Und ich bereue nichts!

Sonntag, 26. März 2017

Tag 17 bis 19: Melide bis A Lavacolla

Tag 17: Melide bis Arzúa

Das Wetter war am nächsten Morgen tatsächlich um einiges besser. Es regnete zwar noch etwas, aber als ich aufbrach, kam hin und wieder sogar mal die Sonne heraus.



Kurz nach Melide traf ich auf Wendy und Evangelos aus Südafrika. Wir standen an einer Karte, weil sich dort der Weg teilte: der nördliche Abschnitt führte über eine sehr schmale Steinbrücke, die für meinen Rucksackwagen nicht geeignet schien. Deshalb wählte ich, wie die beiden südafrikanischen Pilger, den linken (südlichen) weg, der mit 200m auch nur unwesentlich länger war ;-)
Wir beschlossen, zusammen zu gehen, weil die Beiden an diesem Tag auch nach Arzúa wollten. Außerdem erwähnte Wendy, dass sie ziemlich langsam sei. Ich wollte es erst nicht glauben, aber nach einer Weile stellte ich fest, dass wir ziemlich genau die selbe Geschwindigkeit hatten :-) Mir gefiel das sehr gut, weil ich mich endlich mal nicht für meine Begleitung beeilen musste und ich hatte eine wirklich schöne Zeit und gute Gespräche (auf Englisch) mit Wendy!
Ich und Wendy



Nach einer Pause trennten sich unsere Wege kurz, weil ich noch meine Schuhe wechseln wollte, aber ich holte die beiden an der Herberge der Xunta in Rivadiso, ein paar Kilometer vor Arzúa wieder ein:

Zwischendurch traf ich einen älteren Mann aus der Nähe von Danzig, mit dem ich mich ein wenig in Deutsch unterhalten konnte. Das letzte Stück nach Arzúa gingen Evangelos, Wendy und ich gemeinsam. Wir kehrten auch in der selben Herberge ein, wobei ich allerdings kein Zimmer nahm, sondern wie immer in einem der Mehrbettzimmer übernachtete.

Der Tag war so echt schön. Das Wetter war in Ordnung, höchstens ein bisschen frisch. Ich hatte nette Gesellschaft, eine schöne Wanderung und eine gute Unterkunft. In der Herberge konnte ich auch meine Bettwanzen bekämpfen, indem ich meine ganzen Klamotten und meinen Schlafsack durch Waschmaschine und Trockner jagte. Das klappte auch wahrscheinlich, weil ich seit dem nur einen weiteren Biss entdeckte und da nehme ich an, dass es ein alter war... *puh*
Wo ich mir die Viecher allerdings eingefangen habe, weiß ich nicht. Zu erst dachte ich auch, dass die Pusteln von meiner Sonnenallergie kämen, weil die am Anfang genau so aussahen. Erst, als ich welche am Bauch und an den Beinen hatte, wo bei mir keine Sonne hinkommt, wurde ich stutzig und fand heraus, dass es sich um Bisse von Bettwanzen handelte.


Noch etwas vermieste mir ein bisschen (mehr) den Tag: Als ich in Arzúa ankam, hatte ich ein Restaurant gesehen, das draußen ziemlich eindeutig mit Gemüse-Paella warb... Da wollte ich am Abend natürlich hin... Aber leider hatten die keine...Echt zum heulen! :-( Also wieder Kartoffel-Omelette...


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  Pilgerreise: 24.03.2017 Melide - Arzúa


Tag 18: Arzúa bis A Brea

Nach einem leckeren Frühstück sollte es für mich weitergehen. Das Ziel kam auch so langsam in Sicht! Es waren mittlerweile keine 40 km mehr!

Ab Arzúa kam ich nun auch öfter mal durch Wälder hindurch. Vielleicht könnt ihr euch daran erinnern, dass ich das mag? Also meistens^^ Denn hin und wieder kann Waldboden auch ziemlich schlammig sein. Besonders nach dem Regenwetter an den letzten Tagen... Da hatte ich deshalb ab und an ein paar Problemchen und musste schauen, wie ich da mit meinem Rucksackwagen durch den Schlamm kam :-D Ich blieb aber nicht stecken oder so^^
Bei Kilometer 32 erwartete mich eine kleine Überraschung. Hier hatten Anwohner für die Pilger einen kleinen Laden zur Selbstbedienung geschaffen. Es gab Obst, Bananenbrot, Pins usw. Ich nahm mir ein Stück Bananenbrot und machte eine kleine Pause.




Ein kleines Stück weiter begrüßten mich mehrere Kühe an einer Weide. 
Das war übrigens nicht das erste Mal, dass Kühe zu mir an den Weidezaun kamen. Mir passierte das öfter, nur dachte ich mir nichts dabei, weil Kühe normalerweise eh neugierige Tiere sind. An diesem Tag fing ich an, die Leute, die ich traf danach zu fragen. 
Das Eigenartige: Das passierte den anderen nicht... Komisch! Ob die Tiere es vielleicht merken, wenn man Vegetarier ist und man keine Gefahr für sie darstellt? An dem Tag habe ich lange darüber nachgedacht... Aber ich habe wirklich keine Ahnung!^^


Was mich auch beschäftige, war meine verstorbene Oma. Schon am Tag nach Sarria fing es an, zu diesem Thema in mir zu arbeiten. Ich stellte fest, wie sehr ich sie vermisste und wie lieb ich sie doch eigentlich hatte... Manchmal wird einem das wohl erst klar, wenn es zu spät ist :'( Wir waren uns glaube recht ähnlich... Sie hatte nämlich eine genau so große Freude am Reisen wie ich; bestimmt habe ich das von ihr geerbt. Ich würde zu gerne wissen, was sie von meiner Pilgerreise gehalten hätte, ob sie gerne mitgekommen wäre und ob sie mich unterstützt hätte...

Meine letzte Pause an diesem Tag machte ich in einer sehr coolen Bar, der Casa Verde in Salceda. Der ganze Raum ist bemalt mit Sprüchen und Bildern und von der Decke hängen beschriebene T-Shirts und andere Kleidungsstücke. Echt strange!

In A Brea angekommen musste ich noch etwas warten, bis meine Pension aufmachte. Der Betreiber von "The Way" war nämlich gerade nicht da. Ziemlich geschafft, frierend und hungrig drehte ich vor der Pension meine Runden. Dafür hatte ich für 17 Euro ein Zimmer für mich und der Besitzer fuhr mich auch zum nahegelegenen Restaurant, als ich ihm erzählte, dass ich großen Hunger hatte. Dort aß ich dann eine galizische Suppe namens Caldo, die dieses Mal leider nicht vegetarisch war... Ich fand nämlich ein Stück Knochen darin... (Mist!!!).

Der Tag war insgesamt recht durchwachsen gewesen. Ich hätte gute und schlechte Momente, aber das gehörte halt dazu! 
Morgen ist ja auch wieder ein Tag! :-)

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Pilgerreise: 25.03.2017 Arzúa - A Brea


Tag 19: A Brea nach A Lavacolla

Der Tag startete für mich gemütlich, aber wieder mal mit Regen. 

Nach einem leckeren zweiten Frühstück mit einem Milchkaffee ging es dann auch schon besser voran. 

Kurz nach Santa Irene knickte ich leider mit meinem linken Fuß um. Im ersten Moment war es so schmerzhaft, dass ich echt dachte: "Ach du Scheiße! Und das so kurz vorm Ziel!". Dann atmete ich aber erst einmal tief durch. Ich stand auf beide Trekkingstöcke gestützt da und entlastete meinen verletzten Fuß... Nachdem der Schmerz etwas nachließ, belastete ich ihn vorsichtig und ging ein paar Schritte. Es ging... Ich ging... Langsam und ganz vorsichtig. Nach ein paar Metern stellte ich fest, dass anscheinend nicht viel passiert war und beschloss, einfach weiterzugehen. Vorsichtig und achtsam... Aber weiter! Und vielleicht etwas langsamer. Am Abend cremte ich den Knöchel noch mit Mobilat ein, aber anscheinend war es tatsächlich nicht so schlimm gewesen... Glück gehabt!

Ansonsten passierte an diesem Tag nicht viel. Mal ging es bergab, mal bergauf :-) 
Das Wetter war ähnlich wechselhaft ;-)



Ich war die meiste Zeit allein unterwegs, es überholten mich auch kaum Leute. Am späten Nachmittag kam ich zwischen O Amenal und San Paio an einer Steintafel vorbei, die die Nähe zu Santiago zeigte. So wie ein kleiner vorzeitiger Willkommensgruß!


An diesem Tag hatten sich die Wegweiser zwei Mal verändert

Neben den neuen aus Granit, fand ich auf einigen Kilometern die alten aus Sandstein vor und später noch einmal welche, die anders aussahen. 
Außerdem kamen nun hin und wieder Wegweiser aus Holz hinzu.
Die Neuen aus Granit


Die Alten aus Sandstein

Wegweiser aus Holz

Als ich in Lavacolla angekommen war, war ich ganz schön erschöpft! Ich hätte wieder sehr viel an meine Oma denken müssen und emotional war ich ganz schön durcheinander. Auch, weil ich wusste, dass ich am nächsten Tag in Santiago de Compostela ankommen würde... Was ich immer noch nicht so wirklich fassen konnte!


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Pilgerreise: 26.03.2017 A Brea- Lavacolla

Donnerstag, 23. März 2017

Tag 13 bis 16: von Portomarin nach Melide

Tag 13: Portomarin bis Ventas der Narón

An diesem Tag ist mir etwas eigenartiges passiert: Ich habe an diesen Tag fast keine Erinnerungen​.... Es lief recht gut, die Strecke war, wenn auch hügelig und mit vielen bergauf Phasen, meist leicht zu gehen und ich kam angenehm erschöpft in Ventas de Narón an. 



Ich weiß noch, dass ich mir am Morgen kurz durch die Stadt Portomarin gebummelt bin und in die (leider geschlossene) Kirche Igrexa de San Xoán anschauen wollte.
Außerdem, dass ich in Gonzar eine Pause an der Albergue Xunta machte... Und dass es mit der Zeit immer kälter an diesem Tag wurde. Aber das war tatsächlich so gut wie alles.

Kirche in Portomarin


Gonzar

Es wird kalt!

Die Zeit in der Albergue O Cruceiro war dafür super. Es gab ausnahmsweise mal keine Doppelstockbetten und zur Herberge gehörte eine kleine Gaststätte. Dort lernte ich Izabela aus Polen kennen, eine ganz liebe junge Dame, die auch wirklich gut Deutsch sprechen konnte. Ich erzählte ihr von meiner Krankheit, meinen Einschränkungen und meinen Weg. Auch den Streit mit der Krankenkasse erwähnte ich. Sie war beeindruckt darüber und sie wollte auch ihre Mutter von mir berichten, die körperlich nicht so stark ist und sich deshalb nicht auf den Jakobsweg traute. Izabela wollte ihr zeigen, dass man auch ohne Sportler zu sein, den Jakobsweg gehen kann...


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Pilgerreise: 20.03.2017 Portomarin - Ventas de Narón


Tag 14: Ventas de Narón bis Palas de Rei

Am nächsten Morgen wachte ich gut erholt auf :-) Nach einem kleinen Frühstück ging ich mich auf Richtung Palas de Rei. Leider war Regen angesagt und es sollte nun auch merklich kälter werden. Weil ich das wusste, hatte ich mir in Portomarin einen besseren Poncho gekauft. Mein Alter hatte ja leider bei La Faba versagt... Die Entscheidung war gut, denn in den circa zwei Stunden, die es an diesem Morgen regnete, blieb ich tatsächlich trocken!



Ich kam an vielen Viehweiden vorbei und durchquerte mehrere kleine Dörfer. Beim Kilometerstein 74,768 fand ich den Schriftzug von Johanna (Sie hatte ich in Trabadelo kennengelernt), von dem sie mir erzählt hatte: sie hatte dort in einer Wiese, an einem Kreuz das Wort "BELIEVE" aus Steinen legen wollen. Leider hatte sie ein "E" vergessen und mich ein paar Tage zuvor darum gebeten, dies zu berichtigen :-) Das tat ich natürlich :-) Ich sandte ihr später Beweisfotos, worüber sie sich sehr freute.


An diesem Tag lief alles mal wieder super. 
Ich fühlte mich wohl und nachdem es aufgehört hatte zu regnen, 
genoss ich richtig den Weg.


Es war auch erst gegen 15:30 Uhr, als ich in Palas de Rei ankam. Nachdem ich meine Unterkunft in der Albergue Restaurante Castro bezogen hatte, schaute ich mich noch ein wenig in der Stadt um und besuchte auch die kleine Kirche. Dort holte ich mir nicht nur einen Stempel für meinen Pilgerausweis, sondern zündete auch eine Kerze an und zog einen mehr als passenden Bibelauszug:




Ich war wirklich sehr gerührt :-)
Und ja...hab auch geweint!

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Pilgerreise: 21.03.2017 Ventas de Narón - Palas de Rei



Tag 15: Palas de Rei bis Campanilla (bzw. Melide)

Seufz. Das schlechte Wetter sollte ja weiter gehen und so war es dann auch... Ich startete zwar noch ohne Regen, aber nur ein paar hundert Meter weiter, fing es erst an zu regnen und dann bald an zu schneien. 


Ich war kaum aus dem Ort heraus, da hatte ich schon keine Lust mehr, weiterzugehen. An einer Bushaltestelle Stellteich mich zur unter. Zu dem Zeitpunkt war ich schon mit Schnee bedeckt. Gut, dass der Poncho wasserdicht war....


Leider sieht man es nicht gut, aber es schneite große Flocken

Ich beschloss, nur bis zur nächsten Herberge weiterzugehen. Das wären circa 6 Kilometer gewesen. Da es genau zu dem Zeitpunkt gerade begann aufzuheitern, wollte ich doch weiter gehen.... Das war eine bekloppte Idee, denn meine Situation von La Faba sollte sich ziemlich ähnlich wiederholen... Ich würde wieder frierend und nass in der Pampa stehen....
Circa zwei Kilometer später fand ich in einem Dorf wenigstens eine Bar, wo ich etwas Essen konnte. Dummerweise gab es nur Außenplätze, und so versuchte ich mich an meinem Kaffee zu wärmen. Ein paar Minuten später fing es heftig an zu schneien... Mir war wieder so kalt und zum heulen...Das einzig Gute war: dieses Mal hatte ich wenigstens ein Dach (Zeltplane) über den Kopf. 
Trotzdem war mir so kalt und elend. Ich beschloss - wie damals in La Faba - ein Taxi zu nehmen und bat den Barbesitzer, mir eins zu rufen, das auch sehr schnell kam, um mich nach Melide zu bringen. Die Albergue Pereiro, zu der der Taxifahrer mich brachte, ist auch nicht zu verachten. Sauber, nette Leute aus der Schweiz und aus Spanien und gute Betten!
Dennoch war es wirklich nicht mein Tag. Ich habe bestimmt fünf Mal geheult. Mehrmals davon, weil ich nach dem Duschen vorm Spiegel stand und meinen Anblick nicht ertragen konnte... Meine Oberarme sind insgesamt ziemlich genauso breit, wie mein Oberkörper (Brust)... Das sieht sooooo schrecklich aus! Ich will jetzt gar nicht ausführlicher darüber schreiben, aber mir ging es wirklich schlecht an diesem Tag und mit diesem Bild vor Augen... Mir war auch den ganzen Abend kalt - das tat zusammen mit dem Wetter (Schneefall) seinen Rest.

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22.03.2017 Palas de Rei - A Campanilla


Tag 16: Melide

Am nächsten Morgen wurde ich schon gegen 6 Uhr wach. Ich schaute nach draußen und sah, dass ein paar Zentimeter hoch Schnee lag. 



Meine Laune sank erneut und ich beschloss nach einer Weile, den Hospitalero zu fragen, ob ich noch einen Tag bleiben könnte. Er kam zwar erst später, aber es war kein Problem. Es war mit nur circa 2 Grad auch tagsüber ziemlich kalt und die ganze Zeit wechselte es zwischen Regen und Schnee... Richtiges Schitt-Wetter! :-(

Ich nutze die Zeit, um an meinem Blog zu schreiben, ging Einkaufen und schaute mir ein bisschen die Stadt an. Außerdem hatte ich an diesem Tag einen persönlichen Koch, der für mich mittags und abends etwas zauberte. Eduardo war wirklich sehr nett zu mir und wollte nicht einmal die 5 Euro annehmen, die ich ihn dafür gerne geben wollte.


Das Wetter sollte ab dem nächsten Tag auch wieder wärmer werden, also hoffte ich, dass ich dann normal weiterlaufen können würde :-)

Häufig gestellte Fragen

Auch dieser Beitrag wird nicht starr bleiben, sondern bei Bedarf von mir ergänzt :-)


Was sagt denn deine Mum dazu?
Meine Mum war am Anfang überhaupt nicht begeistert über meinen Wunsch. Mittlerweile geht es aber ;-) Sie weiß, dass es mir wichtig ist!

Hat sie nicht Angst um dich?
Natürlich hat sie das. Schließlich ist es ziemlich normal, sich als Elternteil Sorgen zu machen, wenn das Kind in die weite Welt will. Und das auch noch so lange und allein in einem fremden Land!

Wie sieht deine Planung aus? Wo startest du? Wo ist dein Ziel? Wie viel Zeit hast du eingeplant?
Am 06.03. mit dem Bus nach Berlin - Übernachtung (Hotel),
am 07.03.2017 mit dem Flugzeug nach Madrid, von dort aus mit dem Bus nach Ponferrada - Übernachtung (Hostel),
Start der Pilgerreise am 08.03.2017. Ab da ist nicht wirklich etwas geplant. Ich gehe, wie der Weg eben kommt...
Pilgerstrecke: Ponferrada bis Santiago der Compostela. Wenn ich noch Zeit und Lust (und Kraft^^) habe, möchte ich noch ans " Ende der Welt" nach Muxia oder Finesterre. Da fahren aber zur Not auch Busse hin ;-)
Ich habe bis kurz vor Ostern Zeit, das sind ca. 5 Wochen. Dank Semesterferien geht das!
 
Gehst du allein? Wenn ja, warum?
Ja, ich gehe allein. Zum einen, weil ich ziemlich langsam bin und auch nicht die zwanzig, dreißig oder mehr Kilometer pro Tag schaffe, wie die meisten Pilger. Zum anderen, weil ich unabhängig und frei in meinem Weg und meinen Entscheidungen sein will. Ich möchte keinen Druck von außen! War es doch schon nicht so leicht, den Druck in meinem Inneren zu erkennen und "auszuschalten".

Dienstag, 21. März 2017

Meine Erfahrungen mit...

Heute mal kein Bericht in dem Sinne, sondern ein paar Erfahrungen meinerseits zu bestimmten Themen.
Der Beitrag hier wird nicht starr bleiben. Ich werde ihn öfters Mal ergänzen und hier oben immer das neue Datum der Aktualisierung eintragen: 28.04.2017

Nun also meine Erfahrungen mit ...

Alternativrouten
Siehe Ausschilderung
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Ausländern
Auf dem Jakobsweg traf ich während meiner Zeit (März) folgende andere Nationalitäten: Südkoreaner, Deutsche, Engländer, Franzosen, Portugiesen, Polen, Amerikaner, Argentinier, Venezuelaner, Südafrikaner, Niederländer, Österreicher, Schweizer, Belgier und natürlich Spanier
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Blasen
Diese habe ich mir Gott sei Dank kaum gelaufen. Den Tipp, ein doppeltes Paar Strümpfe zu tragen, war wahrscheinlich Gold wert. Ich habe die meiste Zeit meine Kompressionskniestrümpfe und darüber ein dünnes Paar Socken getragen. Wenn es kälter war auch ein dickeres Paar. Resultat: 2 nicht allzu große und schlimme Blasen am Tag 4, die ich gut mit Blasenpflastern versorgen konnte und mir dann kaum noch Probleme machten.
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Essen, allgemein und vegetarisch
Das Essen in Spanien ist sehr vielfältig und auch nicht besonders teuer. Für die Pilger gibt es ein sogenanntes Pilgermenü, das aus einer Vorspeise, einer Hauptspeise und einen Dessert besteht und meistens ungefähr 10 € kostet. Die spanische Küche ist sehr fleischlastig, es wird aber auch viel Fisch aufgetischt. Zum Essen gibt es normalerweise ein kleines Körbchen mit lockeren Brot dazu. Als Beilage werden oft Pommes serviert. Zu den großen Mahlzeiten wird gerne Rotwein getrunken, den ich bisher immer schmackhaft fand.
Vegetarisch zu essen ist in Spanien zwar möglich, aber nicht ganz leicht. Ich habe mich an Gerichte wie Spiegeleier mit Pommes oder verschiedene Varianten von Omelettes gehalten. Salate und Nachspeisen sind da weniger problematisch. Außerdem gibt es auch mehrere schmackhafte Suppen, die vegetarisch sind, z.B. Caldo (Kartoffeln, weiße Bohnen, Kohl), Nudelsuppe (mit Bohnen) und Gemüsecremesuppen.
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Fußpflege
Fußpflege auf dem Jakobsweg ist unerlässlich! Ich habe zur Vorbereitung schon ein paar Wochen vorher damit begonnen, eine Alternative für Hirschtalgcreme zu suchen. Diese wurde mir immer wieder empfohlen, aber ich wollte sie aufgrund meiner vegetarischen Lebensweise nicht benutzen. 

Aus Ermangelung an anderen Möglichkeiten cremte ich meine Füße erst einmal mit Shea-Butter ein. Ein paar wenige Tage bevor ich auf meine Reise startete, fand ich heraus, dass eine sehr beliebte französische Fußcreme als Hauptbestandteil Shea-Butter hat. Das fand ich sehr gut und deshalb entschied ich mich damals, einfach mit der Butter weiterzumachen. Damit habe ich insgesamt gute Erfahrungen gemacht. Ich cremte meine Füße jeden Abend vor dem Schlafengehen ein und sie waren schön weich und geschmeidig. Außerdem habe ich festgestellt, dass man die Zehennägel kurz halten sollte, damit die Schuhe nicht so schnell drücken.
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Herbergen
Es gibt verschiedene Formen von Herberge. Das wären die Albergues Municipal (der Gemeinden), die Albergues Parroquial (der Kirchen) und die privaten Hostels. Natürlich kann man auch im privaten Pensionen und den Hotels übernachten. 

Öffnungszeiten: Albergues Municipal und Parroquial haben wohl das ganze Jahr geöffnet, während die privaten selbst entscheiden, wann sie ihre Türen für die Pilger öffnen. Das führte​ dazu, dass ich hin und wieder dazu gezwungen war, weiterzulaufen, als sich eigentlich wollte. Viele Herbergen öffnen nämlich erst im März oder sogar erst im April.
Komfort: Dass man in jeder Herberge ein Bett bekommt, ist selbstverständlich. Die Qualität der Betten war meistens recht gut. Ich habe nur selten schlechte Betten erlebt. Manchmal gibt es Betttücher und/ oder extra Decken. Man sollte aber am besten einen Schlafsack mitbringen. In seltenen Fällen gab es auch ein Handtuch.
Die weitere Ausstattung ist sehr unterschiedlich. Wenn Küchen vorhanden sind, ist das praktisch, aber meistens sind diese nicht ausgestattet. Als ich in Sarria war, war die komplett ausgestattete Küche eine Überraschung! Die meisten Herbergen haben WLAN, so wie übrigens auch die meisten Bars und Cafes in Spanien. In den galizischen Herbergen der Xunta (Municipal) kann man sich nach Registrierung auch kostenlos in das WLAN jeder Xunta einloggen. Viele Herbergen sind außerdem mit einer Waschmaschine und oft auch mit einem Trockner ausgestattet. Diese kann man für 1,5 bis 4 € pro Ladung benutzen. Duschen, Waschbecken, heißes Wasser und Toiletten sind Standard.
Preise: liegen bei 5 bis 12 Euro, wobei die Municipal und die Parroquial mit 5 oder 6 Euro am günstigsten sind. Bei manchen dieser Herbergen kann man auch auf Spendenbasis übernachten. In den privaten Herbergen gibt es oft gegen einen kleinen Beitrag auch Abendessen und/oder Frühstück. Frühstück kostet meist zwischen 2 und 5 Euro und das Abendessen zwischen 7 und 9 Euro.
Check-Out: bei den Albergues Municipal und Parroquial muss man normalerweise spätestens um 8 Uhr das Haus verlassen. Ich habe allerdings festgestellt, dass es oft nicht so eng angesehen wird, wenn man später geht, wenn nicht viel los ist. Im Sommer ist das sicherlich etwas anderes. Bei den privaten Herbergen war auch oft ein späteres Check-Out möglich, so dass ich mich in Ruhe fertig machen konnte am Morgen.
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Herbergsbetreibern
Die meisten Betreiber sind wirklich sehr nett und hilfsbereit! Manchmal scheint es, dass die Spanier ein bisschen ruppig oder sehr direkt sind, aber wenn man damit umgehen kann, sind sie sehr angenehme Zeitgenossen! Ich kann nichts negatives über sie berichten!
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Kleidung
Folgende Kleidungsstücke hatte ich mit (inklusive der am Körper):
Ein Paar Wanderschuhe, ein Paar Sommerlaufschuhe, eine Softshell Jacke, ein Paar Crocs, zwei Paar kurze Trekkingsocken, ein Paar normale Socken, ein Paar warme Socken, zwei Sportslips (mehr besitze ich nicht), ein normaler Slip, zwei BHs, ein Funktions-T-Shirt, ein Funktionstop, ein normales T-Shirt zum Schlafen, ein normaler Pullover, ein Funktionspullover, ein Funktionsshirt langärmlig (lange warme Unterwäsche), eine Funktions Strickjacke, eine Leggings, eine Funktionshose mit Zipper (Beine  kürzbar), eine leichte Stoffhose, ein Paar Stulpen, ein paar Handschuhe, ein Regenponcho, ein Funktionstuch (Schal, Mütze, Kaputze, Stirnband), eine dünne Radler und zwei komplette Kompressionsbestrumpfungen (Bolero, Kniestrümpfe, CapriHose)
In Sarria sortierte ich davon aus: der langärmelige Funktionsshirt (warme Unterwäsche) und eine komplette Kompressionsbestrumpfung. In Portomarin kaufte ich mir außerdem einen besseren Poncho, da meiner auf der Strecke nach La Faba versagt hatte.
Das Konzept von "Zwiebelprinzip" hat sich gut bewährt. Ich trage drunter immer ein Teil Funktionsbekleidung (Top oder T-Shirt), weil ich am Rücken schnell schwitze und diese Kleidung schnell trocknet. Darüber je nach Wetter weitere Lagen Kleidung. Die Radler trage ich zwischen Slip und Hose, wenn ich keine Kompressionsbestrumpfung (CapriHose) trage, damit ich mich im Schritt nicht wund laufe.
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Pflanzen
Während meiner Pilgerreise sah ich den Frühling wortwörtlich Aufblühen!
Hier noch einige Fotos von Blumen :-)




Man sollte allerdings auch schon im Frühjahr aufpassen, dass man nicht in Brennessel fasst oder sich hinein setzt, weil die tatsächlich auch jetzt schon ordentlich wachsen!
Interessant ist ein besonderer Kohl, der hier oft in der einheimischen Küche verwendet wird. Laut meiner Recherche müsste das der Markstammkohl sein. Er ist in Galizien fast überall angebaut.

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(Mit-)Pilgern
Es ist total interessant, andere Pilger zu treffen und sich mit ihnen zu unterhalten!
Ich traf wirklich viele interessante Persönlichkeiten. In Trabadelo traf ich zum Beispiel eine Deutsche aus Nürnberg, die Altenpflegerin ist und mit der ich mich sofort gut verstand. In Triacastela lernte ich einen älteren Mann kennen, der wie ich Musik liebt, Percussion macht und Ukulele spielt. Er stammt aus Italien und dies war nicht sein erster Camino! Kurz vor Sarria traf ich auf zwei Männer aus der Nähe der Bucht von Gibraltar, die alte Freunde aus Kindertagen waren und sich nach langer Zeit wiedergefunden hatten und nun zusammen den Camino gingen.


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Rucksackwagen
Dazu habe ich hier ein extra Beitrag geschrieben: Testbericht und Erfahrungen zum Pilgerwagen
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Spaniern
Ich mag sie! Die allermeisten Spanier sind so hilfsbereit und freundlich!
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Sprache
Für meine Pilgerreise habe ich ja extra ein wenig Spanisch gelernt. Und zwar mit der App Duolingo. Das war auch ganz gut so, denn vor allem in den kleinen Orten und den Albergues Municipal und Parroquial sprechen die Spanier so gut wie kein Englisch - geschweige denn Deutsch :-P
Mittlerweile kann ich die meisten alltäglichen Sachen sagen: Begrüßungen, Verabschiedungen, nach Frühstück bzw. generell nach Essen fragen und bestellen, Bitte, Danke usw. Und ganz wichtig für Pilger: nach einem Stempel für den Pilgerausweis fragen :-)
Ich würde jedem Jakobsweg-Intetessierten raten,  vorher etwas Spanisch zu lernen! Wenn man sich als Ausländer damit versucht, bekommt man dafür Anerkennung und Wertschätzung.
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Tieren
Ich habe so einiges an Tieren auf meiner Reise gesehen! Spanien ist hier in der Gegend von Leon und Galizien sehr ländlich und auch auf Landwirtschaft eingestellt. Viele Leute haben eigenes Vieh und/oder bauen selber Gemüse an. Ob Kühe, Schafe, Ziegen oder Hühner... Es ist alles beliebt. 


Außerdem gibt es hier viele Hunde. Was ich daran witzig finde: oft sind deutsche Schäferhunde dabei. In den Dörfern laufen die Hunde meistens frei herum und bellen auch viel. Aggressiv war aber bisher keiner. (Allerdings habe ich gehört, dass es welche in A Brea (ca 25km vor Santiago) geben soll. Ich hab haber keine negativen Erfahrungen. 
Eher im Gegenteil: verschmust und lieb waren die meisten, mit denen ich Kontakt hatte. Hier stimmt wohl das Sprichwort "Hunde, die bellen, beißen nicht". Katzen habe ich auch einige gesehen, die waren aber meist scheu. Zutraulich waren nur zwei Exemplare.


Außerdem habe ich eine Menge Vögel und Insekten gesehen. Besonders viele Schmetterlinge... Zum Beispiel große und kleine Füchse, Tagpfauenaugen und Zitronenfalter. Einmal habe ich auch einen Bläuling gesehen, weiß aber leider nicht, was für einer genau.
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Verletzungen
Blasen:
- 1 kleine und 1 mittelgroße am rechten Fuß, am Ballen, unter dem mittleren Zeh
- an der rechten Hand je eine ganz kleine am gegenüberliegenden Finger (Mittel- und Zeigefinger), wahrscheinlich vom Trekkingstock

Blaue Flecken:
- 2 am rechten Oberarm, in Villafranca dem Bierzo am Doppelstockbett geholt
- 1 am Knie vom Sturz bei Ferreiros, war Gott sei Dank nicht schlimm

- 1 am rechten Schienbein ziemlich am Ende meiner Reise. Keine Ahnung, wo der her kam^^

Stürze:
- 2 Mal - beide Male nichts passiert (außer den blauen Fleck am Knie)

Umknicken:
- 3 Mal - auch nix passiert

Kopf am Hochbett gestoßen^^
- keine Ahnung wie oft...aber seeehr oft :-D :-D :-D

Sonnenbrand
Hatte ich nach den ersten paar Tagen recht schlimm auf dem Kopf, im Gesicht, auf der linken Schulter und auf dem Dekollete. Mittlerweile passe ich besser auf. Leider hab ich nach circa einer Woche etwas Sonnenallergie bekommen. Bei mir ist das nicht so schlimm ausgeprägt. Bekomme an den Händen, im Dekollete und manchmal im Gesicht (inklusive Ohren) kleine Pusteln, die jucken. In Sarria habe ich mir eine Creme dagegen geholt.
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Wegweisern
Meistens so dass die Wege sehr gut ausgeschildert. Neben den kleinen steinernen Stelen mit der Muschel und der verbliebenen Entfernung nach Santiago der Compostela darauf, gibt es auch noch kleine Schilder und genug Pfeile an Hauswänden, an Verkehrsschildern, an Leitplanken, auf Felsbrocken, an Bäumen oder auf dem Boden mit Farbe gemalt oder aus Steinen gelegt. Verlaufen habe ich mich noch nicht. Nur einmal in Sarria fast^^
Was außerdem interessiert ist: es gibt oft Alternativrouten. Extra für Fahrradfahrer sind solche gekennzeichnet, die dann eher auf asphaltierten Wegen verlaufen. Aber es gibt auch andere Alternativen. Zum Beispiel kann man von Triacastela nach Sarria entweder direkt gehen, oder über Samos, wo ein schönes Kloster ist.