Donnerstag, 27. April 2017

Testbericht und Erfahrungen zum Pilgerwagen

Über meinen Rucksackwagen von Wandamigo.de


Es geht hier um den Rucksackwagen auf diesem Link. Allerdings habe ich noch das ältere Modell mit den zweiteiligen Zugstangen. Also nicht mit den teleskopierbaren Zugstangen.


Beschreibung

Der Rucksackwagen besteht aus einem Gestell aus Metallrohren. Auf der Unterseite schützt ein flexibler Kunststoffboden das Gepäck vor Wasser und Schlamm. Der Rucksack wird mit zwei großen Spanngummis am Gestell des Wagens gehalten. Die beiden Räder haben einen Durchmesser von ca. 30 cm (=12 Zoll) und sind komplett aus halbweicher PU-Bereifung und damit pannensicher.
Der Wagen wird gezogen. Und zwar mit einem Gürtel und Zugstangen.
Die Zugstangen haben am Ende eine Öse für einen Karabiner, von denen am Gürtel rechts und links einer befestigt sind. So kann man ihn an- und aushängen. Der mitgelieferte Gurt ist ungefähr 5cm breit und hat verschiedene Einstellungsmöglichkeiten. Mehr dazu und zu dem anderen Gurt, den ich noch nutzte, findet ihr unter „Die Gurt-Systeme“.
Die Zugstangen sind zweiteilig (auseinandernehmbar) und an den Enden mit weichen Griffen ausgestattet. Das ist recht angenehm, wenn man den Wagen mit den Händen bewegen muss. Dazu weiter unter „Zur Handhabung“ noch mehr.

Hier folgen noch ein paar Fakten:

  • Spurbreite: 57cm
  • Gesamtbreite: 63cm
  • Gewicht: 5,9 kg
  • Bodenfreiheit: ca. 15 cm (überraschend viel in der Praxis!)
  • Höhe des Wagens: 59 cm
  • Länge der Zugstangen: 105 cm
  • Gesamtlänge Wagen mit Zugstangen: ca. 155 cm
  • Länge der Griffe an den Zugstangen: 15 cm
  • Maximale Zuladung: 30 kg
Album

Rucksackwagen


Allgemeine Fragen zum Wagen:


Warum eigentlich ein Rucksackwagen?
Zu so einem Wagen greifen wahrscheinlich am häufigsten Menschen, die z.B. aus gesundheitlichen oder persönlichen Gründen keinen Rucksack tragen können oder wollen.
Ich kenne einige Leute, die sich wegen Rückenproblemen dafür entschieden haben sowie eine junge Frau, die ihr kleines Kind mit einer Trage auf dem Rücken mitnahm und deshalb keinen Rucksack tragen konnte. 
Bei mir waren es meine Lipödeme. Falls du heute das erste mal auf meinem Blog bist: Das bedeutet schmerzende Arme und Beine, die sich unendlich schwer anfühlen und mir damit das Laufen ziemlich erschweren. (Mehr über die Krankheit und wie sie mein Leben beeinflusstkönnt ihr unter dem Reiter "Das Lipödem und Ich" nachlesen.)
Leichte Rücken- und Knieprobleme habe ich übrigens auch. Also musste ich eine Möglichkeit finden, es mir leichter zu machen. Der Rucksackwagen war meine Lösung.

Macht er Lärm?
Nein, auf den meisten Untergründen macht er keinen Lärm. Eigentlich nur wenn man mit Schwung irgendwo drüber fährt, z.B. Geröll, Treppen, Bordsteine. Manchmal quietschte der Karabiner leise. Zum Vergleich: Ich fand die Geräuschkulisse ähnlich wie bei einem Fahrrad oder Kinderwagen.

Wie ist die Qualität bzw. die Belastbarkeit?
Hier kann ich nichts wirklich Negatives berichten.

Zwei Kleinigkeiten vielleicht:
  1. Mir ist einmal bei einer der Spangen, mit der man die Zugstangen verbindet und an den Wagen befestigt, die Feder herausgesprungen. Das war allerdings erst auf meiner Rückreise. Mein Vater konnte das aber mit etwas Geschick und Kraftaufwand wieder richten.
  2. Nach einem kräftigen Regenguss wurden die Handgriffe am Ende der Zugstangen locker. Nach dem Trocknen hatte sich das aber auch wieder gegeben. Also auch nicht weiter schlimm.

Positiv ist mir aufgefallen:
Die Räder laufen unabhängig voneinander und zudem sehr gleichmäßig und leise.
Die Bereifung scheint gut zu sein. Obwohl ich mittlerweile über 230 km mit dem Wagen unterwegs war, sieht man am Profil noch keine Abnutzungserscheinungen. Laut Anleitung ist auch keine weitere Pflege erforderlich. Man soll lediglich hin und wieder Kontrollieren, ob die Räder mit einem Schraubenschlüssel nachgezogen werden müssen. Wie bei allen Schrauben können sich diese lockern und man will ja nicht, dass plötzlich ein Rad abfällt ;-) Ich habe das übrigens einfach beim Start an jeden Morgen gemacht, ein kurzer Blick reicht ja!


Die Gurt-Systeme


Der mitgelieferte Bauch-Gurt
Der mitgelieferte Gurt ist ungefähr 5cm breit und hat verschiedene Einstellungsmöglichkeiten, die man auch relativ schnell ändern und anpassen kann, falls das notwenig ist.

Die Länge des Gurtes kann man bis auf maximal 149 cm verstellen. Er hat sechs Ösen, an denen man die Karabiner mit den beigelegten verstellbaren Riemchen befestigt. Durch die unterschiedliche Lage der Ösen und die verstellbaren Riemchen kann man die Position der Zugstangen bestimmen. Das Polster am Gurt kann man dank Klettverschluss abmachen. Das finde ich sehr praktisch, da man ihn so auch waschen kann.

Hier sieht man den Gurt
mit dem kleinen Spanngummi
Mein zweckentfremdeter Trommel-Gurt

Eigentlich ist dieser Gurt für das Tragen von Trommeln, wie zum Beispiel Djembe oder Timbal, gedacht. Meiner ist ähnlich diesem hier bei Amazon. Vor meiner Reise hatte ich den Tipp gekommen, so eine Art Träger-System zu benutzen, wie bei Rucksäcken. Praktischerweise habe ich vom Trommeln einen Gurt, der so geschnitten ist. Nach ein bisschen Herumprobieren habe ich ihn dann so modifiziert, dass er für mich zum Ziehen des Wagens gut geeignet war.
Dafür habe ich die verstellbaren Riemen in kompletter Länge verknotet (damit es besser hält, als mit der Schnalle) und habe dann den großen Karabiner von dem anderen Gurt angebracht. Danach habe ich den kleinen Karabiner des Trommel-Gurtes über den großen angebracht, weil dadurch bei Zug der Gurt besser an den Zugstangen saß. 
Außerdem habe ich die beiden Metallösen auf der Brust mit einem kleinen Spanngummi (blau) zusammengenommen, damit das Gurt-System besser sitzt und nicht nach hinten rutscht.

Anwendung der Gurte – Oder: Wann war welcher Gurt besser?
Nach meiner Pilgerreise kann ich nun sagen, wie die beiden Gurt-Systeme bei mir funktioniert haben und unter welchen Umständen welcher Gurt besser war.

Der mitgelieferte Bauch-Gurt war generell auf allen Untergründen geeignet. Besonders bergab war er aber angenehmer zum Ziehen, als der modifizierte Trommel-Gurt. Das lag daran, dass der Trommel-Gurt „loser“ am Körper liegt und die Zugstangen sehr viel Spiel haben. Deshalb entsteht bergab eher ein Gefühl des „Geschoben-Werdens“. Beim Bauch-Gurt ist der Spielraum der Zugstangen viel geringer und daher auch das Gefühl des „Geschoben-Werdens“ beim Bergab-Gehen.
Dafür war der Trommel-Gurt vor allem bergauf angenehmer, da sich der Druck nicht so am Bauch sammelt, was ich nicht so mag. (Das liegt übrigens auch an meinem Lipödem und der Kompressionsbestrumpfung, die ja schon Druck auf den Bauch ausübt.) Der Druck beim Ziehen verteilt sich hier besser wegen der größere Auflagefläche. Solange es nicht viel bergab ging, konnte ich aber auch diesen gut benutzen.

Resümee: Beide Gurte waren auf ihre Art funktionell. Obwohl ich hin und wieder Rückenschmerzen habe, hatte ich während meiner Pilgerreise kaum Probleme damit. Ich würde jedem empfehlen, der so einen Wagen nutzen will, den mitgelieferten Gurt ausgiebig auszuprobieren und bei Bedarf nach einer besseren Alternative zu suchen. Ob dies dann ein Trommel-Gurt wie mein Modell ist, oder etwas anderes, muss jeder selbst entscheiden.

Gerri schrieb mir zum Beispiel, dass er bei der Probewanderung festgestellt hat, dass der Hüftgurt nicht gut sitzt. Er war nicht gut gepolstert und drückte auf seine Hüftknochen. Bei Amazon hat er sich dann diesen Gürtel bestellt: OneTigris Einstellbare militärischen taktischer Gürtel mit Abnehmbaren Dicken Pad, 1000D Nylon (Schwarz, M).


Ganz unten findet ihr noch seinen ganzen Bericht über den Pilgerwagen. Er hat dasselbe Modell mit den größeren Reifen.


Über Böden und Gelände

Ob Schotter, Kies oder Schlamm, Steigungen oder Gefälle… im Folgenden schreibe ich über meine Erfahrungen mit den verschiedensten Beschaffenheiten der Wege.

Noch zwei allgemeine Hinweise zu Beginn:
  • Auf geraden und ebenen Flächen spürt man den Wagen fast gar nicht!
  • Ich bin so gut wie IMMER mit Trekkingstöcken gelaufen und bereue es nicht. Man hat viel besseren Halt, besonders auf schwierigem Gelände!

Bergauf und bergab


Bergauf:

Ganz allgemein kann man sagen:
Je unebener das Gelände und je steiler der Anstieg, desto anstrengender das Ziehen.
Das ist eigentlich auch logisch: Unebenheiten bremsen den Wagen zusätzlich zum Anstieg.

+ + + Bergauf ging es am besten auf glatten, festen Böden ohne große Unebenheiten. Egal ob Straße, Feld- oder Waldweg.
- - - Bergauf ging es am schwersten bei Böden mit viel losen Steinen wie Schotter und Geröll.  Das ist dann doch wirklich ziemlich anstrengend. Auch andere Unebenheiten wie herausschauende Steinbrocken und Wurzeln erschweren das Ziehen.

Hier mal ein paar Fotos von Böden, die wirklich anstrengend waren:




Bergab:

Je glatter das Gelände und je steiler das Gefälle, desto leichter geht es.

Bei glatten Böden und bergab schiebt der Wagen ein wenig. Daran gewöhnt man sich aber.
Der Rucksackwagen kann einem übrigens nicht in die Hacken rollen, weil die Riemchen am Gurt und der Karabiner dies begrenzen.
Der Bauchgurt drückt hier nur wenig im Rücken. Ich könnte mir aber vorstellen, dass mehr Wagenzuladung auch mehr Druck bedeuten könnte. Mein Rucksack wog je nach Wasser- und Verpflegungsmenge zwischen 11,5 und 14 kg. Man kann den Wagen mit maximal 30 kg beladen.

An sehr steilen Stellen bergab wird empfohlen, den Wagen abzuschnallen und vor den Körper zu nehmen – ähnlich einer Schubkarre.

Ging es an unebenen Stellen mit Steinen und Wurzeln bergab, war das sogar ganz praktisch, weil man hier mit etwas Übung die „Hindernisse“ auch für sich nutzen kann, indem man den leichten Schub damit aufhebt.
Bei steilen Stücken, wo ich vorsichtiger sein musste, bin ich so vorgegangen: Zuerst die Stöcke ein Stück nach vorn abstützen um zusätzlich Halt zu haben. Danach ein oder zwei kleine Schritte vorwärts gehen und den Wagen aus der Hüfte ein Stück hinterher ziehen. Warten, bis der Wagen wieder zum Stehen kommt und dann geht es von vorn los.
Durch die Stöcke steht man ziemlich stabil und wird auch nicht gleich umgeworfen, wenn der Wagen doch mal ein Stück weiterrollt, als man beabsichtigt hat. Hier will ich noch einmal erwähnen, dass der Wagen einem nicht in die Hacken rollen kann.

+ + + Bergab ging es am besten, wenn der Boden leicht uneben war, weil hier der leichte „Schub“ des Wagens wegfiel.
- - - Bergab ging es nie besonders schlechtAber an manchen Stellen hatte ich ganz schön Angst zu stürzen: 1. An einer sehr steilen und hängendem Stück Weg, der zudem noch schmal und wegen vielen Blättern etwas rutschig war. Auf der einen Seite ging es außerdem steil bergab. 2. An Stellen mit viel losem Schotter und Geröll, das jederzeit rutschen konnte.


Erfahrungen und Empfehlungen zu schwierigen Abschnitten mit dem Pilgerwagen findet ihr unter meinen neuen Beitrag: Hier Klicken. 
Hier habe ich für euch eine Übersicht zu den Teilen meines Weges (von Ponferrada bis Santiago de Compostela), bei denen ich Schwierigkeiten hatte und dazu ein paar Empfehlungen. Ich hoffe, ich kann euch damit vielleicht in Zukunft helfen :-)

Verschiedene Böden und Untergründe 

Kies und Splitt



Schotter 

Schroppen


Kies und Splitt (fein, 2 bis 32 mm Größe)
Schotter (grob, 32 und 63 mm)
Geröll / Schroppen (größer als 63 mm)*

Wenn es hoch aufgeschichtet ist, ist es schon recht anstrengend drüber zu kommen, weil loses Material generell das Ziehen erschwert.
Hier habe ich festgestellt, dass je größer die (losen) Steine dabei sind, desto schwerer lässt sich der Wagen ziehen.

Reinen Kies, Splitt, Schotter oder Geröll hatte ich nur selten auf meinem Jakobsweg. Die Strecken waren dann zwar anstengend – besonders wenn es bergauf ging – aber ich würde deshalb nicht sagen, dass der Wagen für diese Untergründe nicht geeignet sei.

Nur ein wenig Kies oder Schotter ist hingegen kein Problem. Ebenfalls, wenn der Weg fest und ansonsten kompakt gehalten ist.





Naturgestein (kompakt)

Naturbelassene Wege aus Gestein oder Gesteinplatten waren kein Problem für den Wagen. Bei größeren Stufen und Unebenheiten im Gestein muss man natürlich vorsichtig sein.

 


Schlamm

Etwas Schlamm ist unproblematisch, da lässt es sich nur etwas schwerer ziehen.

Bei tiefem Schlamm würde ich empfehlen, diesen zu umfahren oder auf die Bodenfreiheit des Wagens zu achten. Zur Not kann man den Wagen ja auch immer noch schultern oder zu zweit tragen. Helfende Hände waren bei mir immer da!



Blätter

Vor allem im Wald kann man auf eine dicke Blätterdecke stoßen. Auch hier rollt der Wagen gut drüber. Aber bitte aufpassen, weil besonders bei Feuchtigkeit die Sturzgefahr hoch ist! Ich empfehle hier unbedingt Trekking- oder Wanderstöcke zu nutzen!



Pfützen

Diese sind kein Problem, solange sie keine kleinen Seen sind. Wie beim Schlamm würde ich empfehlen, diesen zu umfahren oder auf die Bodenfreiheit zu achten.




Wasserrinnen

Mit Wasserrinnen meine ich durch Wasser geschaffene Vertiefungen in Böden, die an Steigungen und Gefällen durch Regen- und Schmelzwasser entstehen.

Diese muss man auf den vorhandenen Wegen oft kreuzen. Ich   habe gute Erfahrungen damit gemacht, nach Stellen Ausschau zu halten, an denen die Rinne nicht so tief ist. Dann kommt man ohne Probleme rüber. Also ähnlich wie beim Schlamm.



Schnee

Ich sag mal so: Wenig Schnee mit ein paar Flocken bis so 1cm oder vielleicht auch etwas mehr geht. Bei mehr Schneehöhe ist es nicht mehr leicht zu ziehen. Ich persönlich hatte bei so 4 cm einfach viel zu viel Angst wegen der Glätte zu Stürzen, deshalb habe ich es nur kurz ausprobiert und fand es nicht gut.



Weicher, naturbelassener Boden
(z.B. Wald, Wiese)

Auf diesem Boden lässt sich der Wagen gut ziehen. Da er sich bei Regen und feuchtem Wetter voll saugen kann, wird das Ziehen dann etwas schwerer.




Fester, naturbelassener und relativ glatter Boden
(z.B. Feldweg)

Auf diesen Böden lässt sich der Wagen sehr gut ziehen. Meist auch noch bei Regenwetter.



Fester, naturbelassener Boden mit Kies, Splitt oder Schotter

Wenig loses Material ist gut mit dem Wagen zu überwinden, egal ob Kies, Splitt oder Schotter. Je mehr lose Steine und je größer diese sind, desto schwieriger wird es.



Fester, naturbelassener Boden mit Gesteinsbrocken

Über kleinere Gesteinsbrocken rollt der Wagen ohne Unterstützung mit den Händen. Manchmal muss man bei größeren Brocken mit den Händen etwas nachhelfen und den Wagen drüberziehen. Wenn nur wenige auf dem Weg liegen, könnte man natürlich auch einfach ausweichen.




Asphalt, Beton usw.

Der Wagen rollt auf glatten und festen Böden sehr gut. Auf gerader Strecke merkt man ihn außerdem kaum.


Pflastersteine und Platten

Auch auf diesen Untergründen lässt sich der Wagen gut ziehen. Im Endeffekt kommt es hier auf die Beschaffenheit der Steine und Platten an: gleichmäßigere Steine sind angenehmer als grobe und große naturbelassene Steine. Auf großen Steinplatten merkt man den Wagen nur an den Fugen.



Zur Handhabung

Ein- und Aushängen des Wagens aus dem Bauch-Gurt:
Einhängen: Erst den Gurt umschnallen und dann erst den einen, danach den zweiten Karabiner in die Öse an den Zugstangen einhängen. Ich finde, es geht am einfachsten von außen nach innen, aber das am Besten ausprobieren! Wenn man sich etwas zum Wagen hindreht, geht es einfacher. Zum Schluss noch einmal den Gurt kontrollieren und bei Bedarf an die richtige Stelle rücken und festziehen.
Aushängen: Das geht auch besser, wenn man sich etwas zum Wagen hindreht. Dann einfach die Karabiner lösen. Sollte es mal schnell gehen müssen, kann man auch einfach gleich den Gurt aufmachen und den Wagen so „loswerden“. Danach kann man ihn z.B. nach hinten oben drücken und aufstellen.

Bewältigung von Treppen, Bordsteinen und Co
Die meisten Bordsteine und kleineren Hindernisse wie Äste oder Steinbrocken können meist sehr einfach überwunden werden. Dazu muss man nicht einmal den Wagen vom Gurt abschnallen. Man greift einfach die Zugstangen an den Handgriffen und kann den Wagen so mit einen kleinen Ruck über das Hindernis ziehen. Mit ein bisschen Übung geht das auch schräg auf nur einem Rad.
Treppen steigen: Dazu schnallt man sich zuerst vom Rucksackwagen ab und nimmt ihn vor den Körper wie eine Schubkarre. Beim Hinuntersteigen lässt man den Wagen an den Griffen der Zugstangen Stufe für Stufe (wie bei einer Sackkarre) senkrecht vor seinen Körper die Treppe hinunter. Beim Treppensteigen klappt es genau anders herum. Man steigt die Treppen vorsichtig rückwärts hoch und zieht den Wagen Stufe für Stufe nach oben. Die meisten Treppen sind auch breit genug, dass man zwischendurch Pausen machen kann.

Aufstellen am Berg
Der Wagen steht sehr gut allein, nur auf unebenem Gelände und bei Schrägen (am Berg) muss man aufpassen. Wenn man ihn aber mit der Radachse zum Gefälle stellt, klappt es meist recht gut. Hinlegen kann man ihn bei Bedarf natürlich auch.

„Einparken“
Will man den Wagen irgendwo abstellen, muss man ihn gezwungenermaßen „einparken“. Das Gute ist: Da die Räder unabhängig voneinander drehen, kann man den Wagen einfach händeln. Am leichtesten geht es, wenn man ihn vor den Körper nimmt und wie eine Schubkarre schiebt. Dann sieht man auch gut, ob er z.B. durch eine Tür passt. Mit ein bisschen Übung geht das auch problemlos.

Auseinander- und Zusammenbauen
Man kann die Zugstangen relativ einfach und schnell vom Wagen lösen. Dafür gibt es insgesamt vier Spangen. Wenn man das ein paar Mal gemacht hat, geht das auch richtig flott.

Für den Transport der Zugstangen (und meiner Trekkingstöcke) habe ich mir einen kleinen Beutel aus leichtem Stoff genäht - mit Tragegriff und einen Tunnelzug als Verschluss. Das war auch eine gute Idee, weil ich die Stangen bei Bedarf so leicht transportieren konnte.




Transport mit Bus, Bahn, Auto und Flugzeug
Bisher hatte ich überhaupt keine Probleme mit dem Transport meines Rucksackwagens inklusive Rucksack.
In Bus, Tram und Bahn habe ich ihn einfach hochkant und quer zur Fahrtrichtung irgendwo hingestellt, wo Platz war. Oft dort, wo Fahrräder und Kinderwagen hingestellt werden können oder in der Bahn auch dort, wo das Gepäck hinkommt.
Im Fernbus, wo es ja im „Bauch“ der Fahrzeuge diese großen Gepäckfächer gibt, habe ich die Zugstangen abmontiert, in meinen selbst genähten Beutel gesteckt und mit zwei kleinen Spanngummis an das Gestell des Wagens befestigt. Wenn ich genug Zeit hatte, habe ich die Stangen in meinen Rucksack verstaut.
Bei meinen Flügen mit Ryanair nach Spanien und zurück habe ich die Stangen und auch die Trekkingstöcke in meinen Rucksack verstaut. Der Rucksack wird ja mit zwei großen Spanngummis am Gestell des Wagens gehalten. Für den Hinflug hatte ich den Wagen – übrigens mit Rädern - noch in Folie verpackt. Auf dem Rückflug habe ich das nicht gemacht. Jetzt im Nachhinein würde ich ihn aber wieder Einwickeln, weil der Rucksack doch ganz schön dreckig war und auf dem Wagen verrutscht war. Bei Ryanair habe ich den Wagen inkl. Rucksack als Sportgepäck aufgegeben. Das kostet zur Zeit immer 30 Euro.
Wenn ich den Wagen mal im Auto transportieren muss, montiere ich einfach die Stangen ab. Dann passt er ohne Probleme in jeden Kofferraum.

In den Herbergen (Neu)
Keine Herberge hat mich wegen meinem Rucksackwagen abgewiesen! 
Ich konnte ihn immer mit hinein nehmen. Zwei Mal waren die Türen etwas eng, da musste ich ihn quer durchziehen. 
Manchmal musste ich den Wagen im Flur oder Vorraum stehen lassen und durfte nur meinen Rucksack mit in den Schlafraum nehmen. Das konnte ich aber verstehen, weil die Räder ab und zu ganz schön verschmutzt waren. 
Ein Tipp zu diesem Modell: Erst die Zugstangen abmachen, dann den Rucksack hinunternehmen. Sonst kippt der Wagen um. 
Die Zugstangen habe ich entweder in den Ständern für die Wanderstöcke getan, ans Bett gelehnt oder unterm Bett verstaut. Den Wagen habe ich meist an eine Wand gestellt, wo er nicht stört. Unters Bett passte er nur einmal.

Hindernisse, bei denen ich den Wagen unterwegs nicht weiterziehen konnte

Dies kam Gott sei Dank nicht so oft vor! :-) Genau genommen:
  • 1x an einer zu schmalen Steinbrücke
    • da halfen mir ein paar nette Männer und trugen den Wagen ein Stück für mich
  • 3x wegen Leitplanken am Straßenrand, wo der Durchgang zu schmal war
    • 1x habe ich den Wagen selbst über die Leitplanke auf die andere Seite gehoben
    • 2x wurde mir von einem netten Einheimischen geholfen (an Anfang und Ende der Brücke zu Portomarin)

Schultern musste ich den Wagen bisher nie. Deshalb kann ich dazu noch nichts sagen. Allerdings werde ich dazu noch etwas nachtragen, wenn ich es ausprobiert habe, weil diese Frage öfters kam!


Persönliches Resümee

Ich bin definitiv zufrieden mit dem Rucksackwagen! 
Die meiste Zeit habe ich ihn wirklich geliebt, weil er sich ziemlich leicht ziehen lässt, solange es nicht zu uneben wird. Dann spürt man ihn fast gar nicht. Manchmal hab ich sogar fast vergessen, dass ich da was ziehe^^
Nur an manchen Stellen habe ich geflucht - vor allem bergauf mit vielen Steinen und Wurzeln! Aber das hätte ich bestimmt auch, wenn ich meinen Rucksack normal getragen hätte!
Im Endeffekt würde ich diesen Wagen jedem empfehlen, der eine Alternative zum Rucksack-Tragen sucht und nicht das Angebot der Rucksack-Taxis nutzen will. Ich wollte es übrigens nicht, weil ich nicht wusste, wie viele Kilometer ich jeweils am Tag schaffen würde: Ich wollte flexibel bleiben.
Außerdem könnte ich mir vorstellen, dass der Wagen ganz praktisch sein kann, wenn man mit mehreren Personen unterwegs ist. Dann kann der Wagen ordentlich voll geladen werden und man wechselt sich mit Ziehen ab. Bei schwierigem Gelände kann man sich gegenseitig helfen oder einfach zusammen ziehen. Reicht der Wagen nicht, könnte dann ja jeder einen kleinen Rucksack dabeihaben.

Zum Schluss vielleicht noch ein letzter - und auch wichtiger Rat:

Probiert so viel wie möglich vor eurer Pilgerreise aus! Sucht zur Not neue Wege für euch! 



Hier noch der Bericht von Gerri, der denselben Rucksackwagen hat – nur mit den größeren Reifen

Ich hab nach viel Gegoogel und nach dem Du mir den Wandamigo-Wagen empfohlen hast, mich für das Modell mit den großen unplattbaren Reifen entschieden. Montags bestellt und am Mittwoch war er dann da. Der Aufbau war super einfach.


Bei der Probewanderung hab ich festgestellt, dass der Hüftgurt nicht gut sitzt. Er war nicht gut gepolstert und drückte auf meine Hüftknochen. Bei Amazon hab ich mir dann diesen Gürtel bestellt: OneTigris Einstellbare militärischentaktischer Gürtel mit Abnehmbaren Dicken Pad, 1000D Nylon (Schwarz, M)Beim Echteinsatz war ich dann sehr zufrieden. 


Man merkt den Wagen nur beim Anfahren. Auf unebener Strecke z. B. im Wald oder bergauf kann man mit den Händen nachhelfen. 


Auch ist es kein Problem Nordicwalking-Stöcke zu benutzen.


Etwas schwer ist es, wenn man den Wagen mit Gepäck tragen muss - z.B. bei engen Treppenhäusern oder schmale Türen muss der Wagen evtl. quer genommen werden. (Hinweis von mir: die Erfahrung mit den Türen habe ich auch gemacht. Das kam allerdings nicht oft vor.)


Ich bin echt froh, dass Wanda mich jetzt auf jede Wanderung begleitet!




* Quelle: http://www.baustoffwissen.de/wissen-baustoffe/baustoffknowhow/grundstoffe/grundstoffe-des-bauens/schuettgueter-korngroesse-sand-kies-splitt-schotter

Sonntag, 9. April 2017

Via Regia: Wurzen bis Machern

Knapp zwei Wochen nach meiner Ankunft in Santiago de Compostela hat mich wieder die Wanderlust gepackt!

Am Abend vorher habe ich beim Wetter schauen im Fernsehen spontan beschlossen, meinen Rucksack zu packen. Denn es sollten nicht ganz 20 Grad werden und dazu Sonnenschein!
Wunderbar, dachte ich mir da! :-)

Also suchte ich mir eine Route auf der Via Regia heraus und stieg am nächsten Vormittag in den Zug nach Wurzen.



In Wurzen angekommen, musste ich erst einmal ein Stückchen Richtung Innenstadt laufen.
Auf dem Weg sah ich einen Wegweiser, der mich ein wenig an einen Pilgerstab erinnerte, so wie die Wegweiser, die ich auch in der Nähe von Ponferrada gesehen hatte.


Wurzen
kurz nach Ponferrada

Im Zentrum angekommen, wollte ich gerne den Dom St. Marien besuchen. Zu gerne hätte ich von dort auch einen Stempel für mein Pilgerausweis bekommen. Daraus wurde leider nichts. Auch im Restaurant Schloss Wurzen nebenan konnte ich keinen bekommen. Die Dame dort war leider auch ziemlich unfreundlich. Ich bin danach noch einmal kurz zur Stadtinformation gelaufen, an der ich schon vorbeigekommen war. Dort lag auch das Museum und hier bekam ich dann auch mein Stempel.


Danach machte ich mich endlich auf den Weg. Zuerst lief ich noch ein wenig durch die Stadt und passierte eine schöne Baumallee. Dabei konnte ich die alten Türme der Wurzener Dauerbackwaren GmbH bewundern. 

Der weitere Weg führte mich eine Weile an einem Kanal entlang, wo viele Angler an diesem Sonntag ihr Glück versuchten. Außerdem waren auch viele Radfahrer unterwegs. Eigentlich kein Wunder, dass so viel los war: Das Wetter war wirklich schön!

Ein wenig später überquerte ich eine kleine Brücke über das Flüsschen Mulde. Als ich da ein paar Fotos machte, sprach mich ein älteres Pärchen an. Der Mann fragte, ob er ein paar Fotos von mir machen solle. 



Ich willigte dankend ein und nachdem er mir mein Handy wiedergegeben hatte, kamen wir ein wenig ins Gespräch:
Die Dame hatte wohl meine Muschel oder mein Camino-Halstuch bemerkt, denn sie meinte zu mir, dass ich wohl noch einen weiten Weg vor mir hätte, wenn ich bis nach Santiago wollte. Ich musste Grinsen und erwiderte, dass ich da eigentlich gerade her käme. So erzählte ich ein wenig über meine Reise, mein Handicap Lipödem und über meinen Blog. 
Und weil sie den Link zu meinem Blog haben wollten, möchte ich die Beiden gerne hier grüßen, falls sie es lesen sollten :-) Danke für das nette Gespräch!

Kurz danach machte ich eine Pause am Rand des Dorfes Grubnitz. Hier stand inmitten einer kleinen Blumenwiese mit ein paar Bäumen eine Bank. Nach der notwendigen Stärkung ging es auch wieder besser voran!




Ich durchquerte ein weiteres Dorf (Nepperwitz), wo ich auch eine Ausschilderung fand, dass es hier eine Pilgerherberge geben sollte - gut zu wissen :-) Da der Wegweiser Richtung Kirchplatz zeigte, nehme ich mal an, dass die Unterkunft hier zur Kirchengemeinde gehört.

Ein Stückchen weiter kam ich durch ein kleines Waldstück. Den Schatten fand ich bei der Wärme sehr angenehm . Der Abschnitt war sehr ruhig, ich traf hier kaum noch Leute. Nur hin und wieder passierten mich Radfahrer.

Bald darauf kam ich dann schon am Stadtrand von Machern an, durchquerte den Vorort Wenig-Machern und später den Schlosspark Machern und schlenderte dann zum Bahnhof. 


Album

Via Regia: Wurzen bis Machern




Was ich an dieser Strecke besonders schön fand, war die Wegmarkierung.





Egal, wer diese zwischen Wurzen und Machern gemacht hat: 
Ich mag ihn! :-) Danke!


In dem erwähnten Waldstück fand ich dann auch eine Bank unter einem Baum, 
die schön markiert war :-)