Tag 20: A Lavacolla bis Santiago de Compostela
Als ich am Morgen erwachte, stürmte und regnete es ganz schön. Und weil ich ja nur noch 10 bis 11 km vor mir hatte, beschloss ich, langsam zu machen. Nach einem sehr gemütlichen Frühstück in der sehr gut ausgestatteten Küche der Herberge lief ich am späten Vormittag los. An diesem Tag traf ich nur sehr wenige andere Pilger. Genau genommen waren es zwei kleine Gruppen, die mich außerhalb von Santiago überholten. In Santiago selbst traf ich natürlich viel mehr!^^
Das Wetter war sehr wechselhaft, fast so wie meine Stimmung. Ich hatte ein eigenartiges Gefühlschaos an diesem Tag. Auf der einen Seite freute ich mich wie ein Kind und war ganz aufgeregt, dass ich bald ankommen würde. Auf der anderen Seite war ich ein wenig traurig, dass die Zeit so schnell vergangen war. Wehmütig ist wohl das richtige Wort dafür...
Ja, und Zeit war wirklich eine sehr komische Sache auf dem Jakobsweg: Manchmal kommt es mir so vor, als sei ich jahrelang unterwegs gewesen und ein anderes Mal scheint das alles ratzfatz an mir vorbeigegangen zu sein. Zeit ist wohl doch relativ?
Mein Weg führte mich an diesem Tag zuerst durch einen Wald, dann durch das Dorf Villamaior und weiter zum Monto do Gozo, dem Freudenberg, von wo aus man das erste Mal die Kathedrale von Santiago de Compostela sehen kann. Auf dem Freudenberg war es außerordentlich windig, wie ihr seht!
Kurz danach passierte ich außerdem die größte Pilgerherberge, die ich je gesehen habe! Die Albergue Xunta del Monto do Gozo befindet sich circa fünf Kilometer außerhalb von Santiago de Compostela und hat sage und schreibe 500 Betten! Ich nehme an, dass die in der Hauptsaison auch gebraucht werden, wenn die Stadt vor Pilgern überquillt... Da bin ich doch froh, dass ich in der Nebensaison gegangen bin :-)
Von da an dauerte es nicht mehr lange, bis ich die Stadtgrenze von Santiago erreichte. Vorher musste ich noch eine längere Treppe überwinden.
Dazu schnalle ich mich ja immer von meinem Rucksackwagen ab, nehme ihn senkrecht vor meinen Körper und lasse ihn dann Stufe für Stufe (wie bei einer Sackkarre) hinunter. Meistens ist das kein Problem. Bei dieser Treppe musste ich nur vermehrt auf meine Füße aufpassen, weil die Stufen ziemlich uneben waren und teilweise von den Steinplatten auch Stücke fehlten. Ich kam aber heil unten an. Nur taten mir die Füße extrem weh, weshalb ich beschloss, meine Schuhe bald zu wechseln. Da es gerade regnete, war das nicht so einfach zu machen, also schaute ich mich die nächste Zeit nach einem trockenen Plätzchen um. Den fand ich dann auch in der Nähe der Stadtgrenze, wo mich ein großes Denkmal für die Pilger begrüßte:
Dazu schnalle ich mich ja immer von meinem Rucksackwagen ab, nehme ihn senkrecht vor meinen Körper und lasse ihn dann Stufe für Stufe (wie bei einer Sackkarre) hinunter. Meistens ist das kein Problem. Bei dieser Treppe musste ich nur vermehrt auf meine Füße aufpassen, weil die Stufen ziemlich uneben waren und teilweise von den Steinplatten auch Stücke fehlten. Ich kam aber heil unten an. Nur taten mir die Füße extrem weh, weshalb ich beschloss, meine Schuhe bald zu wechseln. Da es gerade regnete, war das nicht so einfach zu machen, also schaute ich mich die nächste Zeit nach einem trockenen Plätzchen um. Den fand ich dann auch in der Nähe der Stadtgrenze, wo mich ein großes Denkmal für die Pilger begrüßte:
"Wow! Ich bin in Santiago de Compostela!", dachte ich und widmete mich dann noch schnell meinen schmerzenden Füßen.
Dass es bis zum Zentrum noch eine Weile dauern würde, wusste ich von anderen Pilgern, aber das störte mich nicht! Ich war ja jetzt tatsächlich fast da!
Ich kam an Geschäften, Bars, Restaurants, Parks und kleinen Kirchen vorbei. Außerdem sah ich viele Busse fahren, auch welche mit dem großen Schriftzug "Aeroporto" darauf: so würde ich also dann zum Flughafen kommen. Sehr beruhigend! ;-)
Nach einem Kreisverkehr betrat ich eine Straße, die ich schon als Innenstadt bezeichnen würde und von dort aus -so sagte mir eine Frau an einer Ampel - sei es nicht mehr weit zur Kathedrale. Wieder freute ich mich wie ein Kind!
Nach ein paar hundert Meter sah ich dann auch zum ersten Mal die Türme der Kathedrale.
Die letzte Strecke kam mir ein bisschen verwirrend vor, weil die Ausschilderungen weniger wurden und ich die Türme nicht immer sehen konnte. Irgendwann kam ich auf einen großen Platz, auf dem im Boden wieder einer dieser schönen Muscheln eingelassen war, der ich dann folgte.
Ich musste eine Treppe durch eine Art großen Durchgang hinunter und dann.... Stand ich auf einem riesigen Platz. Ein bisschen ungläubig schaute ich mich um... War ich da? War ich jetzt wirklich da?
Ich musste noch ein paar Schritte auf den Platz tun, um die Frage eindeutig mit JA beantworten zu können, weil ich dann erst die Kathedrale sah, die scharf links von mir in die Höhe ragte. Wow! Was für ein Anblick! (Ok, die Baugerüste störten etwas)
Und ich war hier! Endlich! Ich hätte es endlich geschafft!
Wow, wer hätte das gedacht?!
Weil es leider regnete, stellte ich mich erst einmal unter und genoss den Blick auf die Kathedrale. Bei mir liefen dann erst einmal die Tränen... Ich war so stolz und glücklich hier zu sein und schickte ein paar Dankgebete Richtung Himmel.
Danach beschloss ich, erst einmal zur Herberge zu gehen, meine leicht durchnässten Sachen auszuziehen und später dann noch einmal zurück zu kommen. Schließlich wollte ich ja auch meine Compostela abholen. Das ist die Pilgerurkunde, die man bekommt, wenn man mindestens die letzten 100 km des Jakobsweges gelaufen ist und das nachweist.
Gesagt. Getan. Am frühen Abend holte ich mir meine Compostela aus dem Pilgerbüro, das ich ein wenig suchen musste, weil ich den Straßennamen falsch verstanden hatte^^ Ich freute mich jedenfalls wie ein Schneekönig, als ich sie endlich in den Händen hielt!
Im Pilgerbüro fragte ich auch gleich, wie das bei dem Weg nach Finesterre und Muxia mit dem Stempeln wäre. Da mein Pilgerausweis (Credencial del Peregrino) schon voll war, sollte ich mir einen Neuen mitnehmen. Tat ich dann auch. Ich bezahlte für ihn 1,50 Euro und 2 Euro für eine Papprolle zum Transport der Compostela. Danach ging ich noch sehr lecker in einem orientalischen Restaurant namens Malak essen. Dort verspeiste ich vegetarisches Tahini und einen frisch gepressten Orangensaft. Das tat gut! :-)
Album
Ab Tag 21: Aufenthalt in Santiago de Compostela und Heimreise
In der Nacht bekam ich leider Halsschmerzen und im Laufe des nächsten Tages wurde mir klar, dass mich die Erkältung, die in Melide schon ein wenig die Fühler nach mir ausgestreckt hatte, nun doch ausbrach.
Trotzdem schaute ich mir die Stadt an, besorgte Ansichtskarten und Andenken usw.
Der Stein auf dem Platz vor der Kathedrale, wo sich alle Jakobswegetreffen |
"Die zwei Marias", bekannte Frauen Santiagos im Park de Alameda |
Ich machte auch eine Stadtführung auf Englisch (auf Deutsch gab es keine), bei der ich durch Zufall Wendy und Evangelos wieder traf, worüber ich mich sehr freute! Natürlich besuchte ich auch eine Pilgermesse in der Kathedrale und umarmte die dortige Jakobusfigur.
Am Donnerstag wollte ich dann eigentlich nach Finesterre mit dem Bus, um das Stück bis Muxia noch zu laufen. Doch mir ging es mit der Erkältung wirklich alles andere als gut. Deshalb fing ich an, meine Rückreise zu organisieren. Bis dahin machte ich allerdings nicht so viel, weil ich wirklich ziemlich verrotzt war. Dafür machte ich fast jeden Tag ein Schläfchen am Nachmittag^^
Album
Am Tag der Abreise drehte ich dann noch ein letztes Video für euch:
Hier der Link zu meiner Spendenaktion www.youcaring.com/nadinebottcher-767173
und die beiden versprochenen Fotos der Kathedrale:
Die Türme wurden schon renoviert und sind viel heller... |
...als die Treppe, an der noch nichts gemacht wurde. |
Samstag Nachmittag nahm ich dann ein Flugzeug nach Frankfurt/Hahn, wo mich eine Freundin abholte. Bei ihr durfte ich übernachten und sie brachte mich am nächsten Tag dann auch nach Mannheim, von wo aus ich mit dem Fernbus nach Hause fuhr.
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