Samstag, 6. Juli 2019

Klinik- und Arztwechsel: keine leichte Entscheidung


Welchen Weg nehmen? Keine leichte Entscheidung!

Hallo meine Lieben,

Ich hatte ja im letzten Beitrag versprochen, dass ich euch noch ausführlicher darüber berichten werde, warum und wie ich zu der Entscheidung gekommen bin, meine restlichen Liposuktionen woanders durchführen zu lassen.
Vielleicht habt ihr noch in Erinnerung, dass Herr Dr. Engel, mein Wunsch-Chirurg für die Lipödem-Operationen, das Klinikum in Kassel Ende 2018 verlassen hat? Er hat die ersten zwei Liposuktionen bei mir durchgeführt. Sein Nachfolger und Kollege Herr Dr. Evertz operierte mich dann weiter. Auch er machte zwei Liposuktionen bei mir. Im März 2019 verließ er ebenfalls das Klinikum. 

Seitdem begann meine Unzufriedenheit zu wachsen. 

Mir gefiel die Vorstellung überhaupt nicht, dass mich noch ein weiterer Chirurg operieren würde. Wieviele verschiedene Chirurgen würden es noch werden?  Es hatte mir schon nicht gepasst, dass ich nicht weiter von Dr. Engel operiert werden konnte. Ich fühlte mich im wahrsten Sinne des Wortes „herumgereicht“.


Was außerdem noch hinzu kam, waren die Komplikationen durch die Liposuktionen:

Ich habe am linken Oberarm Hauteinzüge bzw. Verwachsungen, 
die immernoch schmerzhaft sind...




... und mein Po hat auf jeder Seite jeweils einen großen, merkwürdige "Krater".
(rechts mehr als links)

 
Die Verwachsungen am Oberarm wurden zwar bei der letzten Arm-Liposuktionen schon behandelt, allerdings bin ich mit dem Ergebnis nicht zufrieden und ich habe immer noch mit Schmerzen und Missempfindungen an den Stellen zu tun. Ich hatte Sorgen und viele Fragen zu diesen Komplikationen, aber diese wurden nur knapp beantwortet. Bei den Terminen im Klinikum fühlte ich mich nicht mehr gut beraten.
Auf der anderen Seite fühlte ich mich bei den Stationsaufenthalten wirklich sehr gut aufgehoben. Vor und besonders nach den Operationen wurde ich immer gut betreut und versorgt. Ausnahmslos alle Schwestern und Pfleger waren freundlich und bemüht und auch beim Essen hatte ich kaum etwas zu beanstanden.

Das schlechte Gefühl blieb aber und weil ich wegen einer wichtigen Untersuchung zu der im vorherigen Beitrag erwähnten Verdachtsdiagnose meine nächste geplante Liposuktion im April sowieso absagen musste, beschloss ich zu handeln. 

Ich wollte mir zu den Komplikationen mindestens eine Zweitmeinung holen und eventuell auch den Wechsel in ein anderes Vertragskrankenhaus in Betracht ziehen.

Zu dieser Zeit fand ich durch einen glücklichen Zufall heraus, wo mein Wunsch-Arzt Dr. Engel hingegangen war: nach Heidelberg in die Ethianum Klinik.


Ich traf die Entscheidung - trotz der weiten Entfernung (ca. 430 km) - einen Beratungstermin bei ihm wahrzunehmen. Anfang April war es dann soweit.  Dr. Engel erkannte mich sofort wieder und ich wurde von ihm sehr herzlich empfangen. Ich zeigte ihm meine Arme und Beine und erzählte von meinen Problemen und Sorgen. Dr. Engel schaute sich alles genau an. Bei meinen Armen stellte er fest, dass an den Unterarmen nicht ausreichend abgesaugt wurde und auch an den Oberarmen noch an mehreren Stellen Korrekturen notwendig wären. Auch die Stelle mit den Verwachsungen schaute er sich genau an und erklärte mir, wie er diese korrigieren würde.
Dann schaute er sich meine Beine an. Als Erstes stellte er fest, dass meine Oberschenkel an zwei Stellen wohl wieder an Umfang zugenommen hatten. Er zeigte mir die beiden Stellen, die bereits von ihm abgesaugt wurden und an denen nach seiner Erinnerung eigentlich schon deutlich weniger Lipödem-Fett übriggeblieben sein müsste. Dann fragte er mich, ob ich irgendetwas bemerkt hätte. Genau an diesen Stellen hatte ich zu diesem Zeitpunkt seit circa drei bis vier Wochen wieder vermehrt Lipödem-Schmerzen. Also war es wohl ein weiterer Lipödem-Schub, wie wir beide leider feststellen mussten. Das sollte mir später noch viel zu Denken geben und mir Phasen zwischen Wut und Ohnmacht bescheren. Es ist schon deprimierend, wenn an bereits operierten Stellen das Lipödem wieder wuchert!
Die Krater in meinem Po fand er genauso eigenartig, wie ich auch und dass ich damit so unglücklich bin, verstand er gut. Auf die Frage, ob man das noch in Ordnung bringen könnte, antwortete er, dass das natürlich ginge. Dr. Engel erklärte mir dann, in welcher Reihenfolge er was und wie operieren würde. Allerdings sagte er auch, dass er meinen Po erst zu allerletzt machen würde, um ihn meinen "neuen" Beinen anzugleichen. Die Vorstellung, noch so lange mit diesem Krater-Popo herumzulaufen, gefiel mit zwar nicht, aber die Logik dahinter konnte ich gut nachvollziehen.

Nachdem Herr Dr. Engel Alles gesehen und erklärt hatte, sprachen wir noch kurz über ein paar organisatorische Dinge, falls ich mich dazu entscheiden sollte, mich dort in Heidelberg operieren zu lassen. Danach verabschiedeten wir uns und ich konnte mit etwas leichteren Herzen nach Hause fahren. 
Ich konnte mir zwar nicht vorstellen für weitere vier Liposuktionen inklusive aller Vor- und Nachsorgetermine nach Heidelberg zu fahren, aber eventuell würde ich die letzte Operation, bei der noch einmal notwendige Korrekturen gemacht werden sollten, dort bei Dr. Engel durchführen zu lassen.

Heidelberg ist weit! Was nun? 

Weil die Entfernung nach Heidelberg doch sehr groß ist, schaute ich mich noch nach anderen, alternativen Ärzten in einem Umkreis von 200 Kilometern um. Nach ein paar Tagen Recherchearbeit musste ich feststellen, dass die meisten guten Lipödem-Chirurgen leider doch nur Selbstzahler operieren. Ich hatte aber gehört, dass es in Kassel noch einen anderen guten Lipödem-Chirurgen geben sollte: Herr Dr. Cetegen im DRK Krankenhaus. 


Relativ schnell fiel die Entscheidung, mir bei ihm einen Beratungstermin zu holen. Dieser war Anfang Mai. 
Dr. Cetegen lernte ich als freundlichen und sehr bemühten Arzt kennen. Zu Beginn sprachen wir über meinen Ausgangsbefund und die bisher erfolgten Liposuktionen. Dann zeigte ich ihm meine Arme und Beine. Er war der erste Arzt, der mir ausführlich erklärte, wie diese Hauteinzüge bzw. Verwachsungen an meinem linken Oberarm entstehen konnten. Alles kann ich nicht mehr wiedergeben, aber hier nun die Erklärung dazu:

Während einer Liposuktion werden mit der Kanüle die zwischen den Hautschichten liegenden Fettzellen entfernt und abgesaugt. Dadurch werden die angrenzenden Hautschichten voneinander getrennt und große Wundfläche entstehen. Die Hautschichten liegen nach der Liposuktion lose übereinander. Wenn diese Flächen nicht gerade zusammenwachsen und verheilen, entstehen Hauteinzüge bzw. Verwachsungen. Es sind sozusagen dicke, falsch bzw. schlecht verheilte Narbenflächen.
Oft sind diese Stellen auch noch längere Zeit verhärtet und geschwollen. Durch Lymphen und Hochlagern der betroffenen Extremität und Massieren der Verhärtungen kann man die Heilung und das Abschwellen begünstigen. Man kann durch spezielle Bindegewebsmassage auch versuchen, die Hautschichten nachträglich wieder voneinander zu trennen. Das ist allerdings ziemlich schmerzhaft und sollte nur von einem fähigen Physiotherapeuten gemacht werden.


Schon vor dem Termin bei Dr. Cetegen hatte ich mich selbst hin und wieder leicht an den Verhärtungen massiert um den Lymphfluss dort zu fördern. Bei meiner nächsten manuellen Lymphdrainage bat ich dann meine Physiotherapeutin darum, meinen Arm extra zu behandeln. Die Bindegewebsmassage ist wirklich unangenehm und besonders am Anfang schmerzhaft, aber meine Schwellungen sind mittlerweile ganz und die Verhärtungen fast verschwunden. Die Hautschichten konnte meine Physiotherapeutin allerdings nicht mehr voneinander trennen. Dafür war es wahrscheinlich schon zu spät. Leider habe ich bisher immer noch Schmerzen und Missempfindungen an der Stelle und optisch ist sie für mich eine Katastrophe. Im Nachhinein denke ich, dass auch die nicht optimale Versorgung mit dem Arm-Mieder zu diesen Verwachsungen geführt haben könnte. Es war nämlich schnell zu weit und schlug Falten. Wahrscheinlich werde ich aber nie genau wissen, wie und warum das bei mir passiert ist.

Noch einmal zurück zum Beratungstermin mit  Dr. Cetegen: Während des Termins erläuterte er mir, wie und in welcher Reihenfolge er bei den Liposuktionen vorgehen würde und erklärte mir einige organisatorische Dinge. Auch er veranschlagte weitere vier Liposuktionen bei mir. Als er erwähnte, dass alle Patienten in diesem Krankenhaus gleich behandelt werden würden - egal ob Kassen- oder Privatpatient, fand ich das besonders gut!
Dr. Cetegen informierte mich ebenfalls über die wahrscheinlich notwendigen Straffungs-Operationen und versprach mir, dass er mir bei der Beantragung bei der Krankenkasse helfen würde. Das fand ich wirklich toll!
Erst einmal für die Arme: Er würde mir dafür neben dem klassischen Arztbrief auch ein Schreiben mit der Empfehlung einer Arm-Straffung beilegen, die ich dann für den Antrag nutzen könnte. Den Antrag werde ich demnächst stellen und halte euch natürlich wieder auf dem Laufenden.
Zum Schluss wurden Fotos gemacht. Dr. Cetegen verabschiedete sich danach und ich durfte meine Kompression noch ganz in Ruhe im Behandlungszimmer wieder anziehen.

Als ich später auf dem Heimweg war, stellte ich fest, dass ich doch sehr positiv überrascht über diesen Termin war. Ich ließ mir noch ein wenig Bedenkzeit und entschied mich dann für den Wechsel ins DRK-Krankenhaus
zum Dr. Cetegen. Man sagte mir zwar, dass eine gewisse Wartezeit für die Operationen bestehe, aber als es dann bei der Terminvergabe doch nur acht Wochen waren, war ich ein weiteres Mal positiv überrascht. Die nächste Liposuktion ist nun für Ende Juli geplant. Wahrscheinlich werden die Oberschenkel gemacht. Ich bin wirklich sehr gespannt, wie es wird!

Wenn ihr noch Fragen habt, schreibt mir gern eine Mail oder eine Nachricht über Facebook!

Liebe Grüße,
eure Nadine


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