Montag, 3. Juli 2017

Zwischen Zukunftsangst und Hoffnung

Wenn ich meinen Gefühlszustand die letzten Wochen in einem Wort beschreiben müsste würde ich sagen:

Achterbahn!
Reine Achterbahn! 
(Okay, das waren zwei Wörter^^)


Sicherlich wollt ihr wissen, warum das so war? Dazu muss ich ein wenig ausholen…

Vielleicht könnt ihr euch daran erinnern, dass ich bei meiner Krankenkasse einen Antrag auf die Operationen zur Behandlung meiner Lipödeme gestellt habe?
Das ist nun gut ein Jahr her. Wem das ganze neu ist, hier in Kurzform ein paar Sätze dazu:
Die „kaputten“ Fettzellen vom Lipödem können mit einer Liposuktion (Fettabsaugung) mit der TLA- oder WAL-Methode abgesaugt werden. Wenn der behandelnde Arzt das gut macht, kann man danach beschwerdefrei sein. Eine Besserung der Symptome und der gesundheitlichen Einschränkungen sind nach Abheilung jedenfalls sehr wahrscheinlich. Bei mir werden voraussichtlich drei bis fünf Operationen benötigt. Außerdem vermutlich eine Straffung der Arme.
Diese Operationen sind KEINE Kassenleistungen. Sie stehen nicht im Leistungskatalog der Krankenkassen und werden deshalb nur in Einzelfällen nach entsprechender Prüfung bewilligt. (Am 20.07. gibt es allerdings eine Abstimmung, die das eventuell ändern könnte.) Da ich mich gut auskenne, weiß ich, dass die Krankenkassen diese Operationen fast nie bewilligen. Und wenn doch, dann lag es eher daran, dass die Krankenkasse wegen Fristversäumnis zahlen muss. Das muss man zwar meistens auch noch einklagen, aber die Erfolgschancen sind hier recht hoch. Nur wirklich sehr wenige Frauen bekommen die Operationen auf normalem Wege.

Die Chancen standen für mich also nicht so gut und ich hatte entsprechend wenig bis keine Hoffnung auf die Operationen. Trotzdem wollte ich es versuchen.
Nach der Ablehnung, die sehr schnell von der Krankenkasse kam, folgte der Widerspruch meinerseits und dann beschloss ich recht zeitnah, mir eine Anwältin zu suchen. Nach erneuter Ablehnung und dem zweiten Widerspruch geschah lange Zeit nicht viel. Aber meine Anwältin stand hinter mir.
Nach fast einem Jahr Papierkrieg mit der Krankenkasse wurde ich dann doch noch zur persönlichen Begutachtung zum Medizinischen Dienst der Krankenkassen eingeladen. Vorher wurde bei mir alles nur nach Aktenlage erledigt und entschieden.
Dieser Termin war nun letzten Mittwoch, also am 28.06.2017.

Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie aufgeregt und mental fertig ich vor diesem Termin war. Ich hatte solche Angst vor diesem Tag, dass ich die letzten zwei Tage davor vollkommen neben mir stand und auch ganz schlecht schlief. Ständig war ich am heulen, ich war zittrig, durcheinander und nervös. Durch den Stress reagierte mein Körper auch gleich mit Rosacea, einem roten Ausschlag im Gesicht. Vielleicht könnt ihr es auf dem Foto unten sehen?
Mir ging es wahrscheinlich so, weil ich das Gefühl hatte, dieser Arzttermin sei so etwas wie meine letzte Chance. Dass diese Entscheidung etwas Endgültiges für mich haben würde…



Zur mentalen Unterstützung beim Termin ist meine Freundin Simone aus Leipzig mitgekommen. Sie hat auch Lipödeme und ich hatte sie auf einer Infoveranstaltung für Lipödem-Patienten kennengelernt.
Dass sie zur Begutachtung nicht mit rein durfte, fand ich am Anfang ziemlich doof, aber die Ärztin, die mich abholte, wirkte wenigstens nett.
Insgesamt lief der Termin relativ gut. Nachdem ich ein paar Fragen beantwortet hatte und auch mal wieder in Tränen ausgebrochen war (wegen den ganzen Einschränkungen die ich habe), musste ich noch meine Kompressionsbestrumpfung ausziehen. Ich mag es ja gar nicht, so nackig vor einem fremden Menschen zu stehen. Da war ich froh, dass es wenigstens eine Frau war! Und die Ärztin war auch wirklich freundlich. Nach der Untersuchung sagte sie recht schnell, dass es zwar rechtlich keine Möglichkeit für die Bewilligung der Operationen geben würde, weil diese Behandlungsmethode nun mal nicht im Leistungskatalog steht, aber sie sagte auch, dass sie sich für mich einsetzen will. Dazu würde sie versuchen, die Bewilligung über einen bestimmten Paragraphen durch zu bekommen. Ich nehme mal an, dass es diese Einzelfall- oder Sonderfallregelung ist, von der ich gehört habe. Sie betonte aber auch, dass sie nichts versprechen kann, weil ja nicht sie die Entscheidung darüber trifft, sondern die Krankenkasse. Doch ich bin froh, dass sie auf meiner Seite ist. Ich glaube, das ist schon viel wert!

Habe jetzt ein bisschen mehr Hoffnung. Es bleibt also spannend!


Wenn ihr möchtet, dürft ihr mir sehr gern die Daumen drücken oder für mich beten!


Ja und auch sonst ging es bei mir sehr auf und ab....

Meine Depressionen nerven mich leider trotz der Pilgerreise wieder ganz schön. Aber eigentlich verständlich: Keine Reise kann so etwas heilen. Der Abstand zu meinen Alltag und meinen Problemen war gut und schön und meine Erfahrungen in Spanien haben mich auch gestärkt, aber eine Spontanheilung wäre wohl ein größeres Wunder gewesen ;-)

Mein größtes Problem ist wohl eine hintergründige, aber ziemlich dominante Zukunftsangst. Die wurde vor einer Weile bei meiner Psychotherapie aufgedeckt und ich muss sagen: Ich hätte es eigentlich lieber nicht gewusst. Aber immerhin weiß ich nun, wo meine Blockaden, die Konzentrations- und Motivationsprobleme so herkommen. Als ich das erfahren habe, fiel ich erst einmal in ein tiefes Loch.
Hinzu kommen in letzter Zeit auch noch vermehrt körperliche Beschwerden, die mich dann auch noch (mal mehr mal weniger) herunterziehen. Ehrlich gesagt komme ich mit meinen ganzen Einschränkungen immer schlechter zurecht. Vor ein paar Tagen hatte ich so eine Lust auf Sport, aber mittlerweile kann ich nur noch im Wasser annähernd schmerzfrei Sport machen. Leider finde ich Schwimmen und Wassergymnastik ziemlich langweilig.
Jedenfalls versuchen meine Therapeutin und ich seit dieser Erkenntnis mehr Dinge in meinen Alltag zu integrieren, die mir gut tun. Das stellte sich als gar nicht so einfach heraus. Ein paar kleine Erfolge hatte ich aber mittlerweile.
So habe ich beispielsweise ein Fotobuch über meine Pilgerreise erstellt. Diese Arbeit ließ mich in schönen Erinnerungen schwelgen und konnte meine Laune zumindest phasenweise anheben. Ich freue mich schon darauf, das Buch bzw. die zwei Bücher (Es waren sehr viele Fotos!^^) bald in den Händen halten zu können, wenn sie gedruckt wurden! Während ich daran arbeitete, stellte ich auch fest, dass Erinnerungen sehr wichtig sind – viel wichtiger als materielle Dinge!
Ein neues Hobby finden oder ein altes wieder zu beleben, war auch so eine Idee, die ich gerade verfolge, aber da ist bisher noch nicht wirklich etwas herausgekommen.
Falls ihr Ideen für mich habt: Sehr gern her damit!
An Handarbeiten fallen allerdings fast alle klassischen Möglichkeiten raus: Nähen tue ich manchmal schon. Zum Stricken, Häkeln und so hab ich kein Talent^^

Bis dahin sage ich erst einmal BIS BALD!
Und an allen ein dickes Dankeschön, wer für mich Daumen drückt oder betet!
Eure Nadine



1 Kommentar:

  1. Hallo Cacilia. Dake für dein Kompliment. Deinem Blog folge ich jetzt auch. Ich hoffe das hat geklappt :)

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